Hegels serienreifen nach Brüssel, Wien und Paris. 173 Gans, der Cousin nicht bloß in Berlin kennen gelernt, sondern zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Stufen seiner Laufbahn in Paris wiedergesehen und zu beobachten Gelegenheit gehabt hat, redet seinem Charakter kein günstiges Zeugniß? Nach dem Tode Hegels machte er mit Schelling gemeinsame Sache und ließ eine neue Auflage seiner „Fragmente" von diesem in einer Weise bevorworten (1833), die dem abgeschiedenen Philosophen zur Herabwürdigung und Wegwerfung gereichen sollte? Es war nicht unverdient, wenn H. Heine im Anhange zu seiner Schrift über „Deutschland" (1835) den französischen Philosophen satyrisch durchhechelte. „Herr Cousin hat in der That einige Zeit, der Demagogie verdächtig, in einem deutschen Gefängnisse zugebracht, eben so gut wie Lafayette und Richard Löwenherz. Daß aber Herr Cousin dort in seinen Muße stunden Kants Kritik der reinen Vernunft studirt habe, ist aus drei Gründen zu bezweifeln. Erstens, dieses Buch ist auf deutsch geschrieben. Zweitens, man muß deutsch verstehen, um dieses Buch lesen zu können. Und drittens, Herr Cousin versteht kein Deutsch." 3 Kurz vorher hatte in den Berliner Jahrbüchern (August 1834) Hinrichs eine Kritik über und gegen Cousin veröffentlicht, um nachzuweisen, daß derselbe die deutsche Philosophie nicht verstanden habe. 2. Hegels Reise nach Paris. Wir kehren in die Zeit zurück, wo nach seinem Aufenthalte in Berlin Cousins freundschaftliche Beziehungen zu Hegel und den Berliner -Hegelianern in voller Blüthe standen. Als die Sommerferien des Jahres 1827 herannahten, wurde Hegel von dem Gedanken einer Reise nach Paris angewandelt, den er in einem Briefe an Cousin erwähnte und wie ein Luftschloß hinstellte. Da nun dieser voll feurigen und praktischen Eifers auf die Idee einging und seine Person, Zeit und Wohnung zu völliger Verfügung stellte, so nahm das Lustschloß greif bare Formen an und gedieh zu einem Reiseplan, der binnen acht Wochen ausgeführt wurde (19. August bis 17. Oktober 1827)? 1 Rückblicke auf Personen und Zustände (1836). S. 2 flgd. a. a. O. — 2 Vgl. dieses Werk. Bd. VI. (Schelling. 2. Aust. Jub. VII.) Buch I. Cap. XVI. S. 215 bis 229. - - Heine: Ueber Deutschland. 25. Theil. (1815). S. W. (1875). Anhang. S. 283—294. (S. 287). — i Bon den 16 Reisebriefen an seine Frau kommen 7 auf den Aufenthalt in Paris, dieser „Hauptstadt der civilisirteu Welt" (vom 3. bis 30. September). Briefe. II. S. 249-281.