160 Hegels Wirksamkeit in Berlin. schwarzen Seidenzeugs, welches das Gelbe blau durchscheinen läßt, mit der eigenhändigen Zuschrift: „Dem Absoluten empfiehlt sich schönstens zu freundlicher Aufnahme das Urphänomen. Weimar. Sommers An fang 1821." Der erquicklichste und schönste seiner Briefe an Hegel ist im Mai 1824 geschrieben, der Ausdruck eines sehr bedeutsamen Zeitpunktes im Leben des Dichters und ein Zeugniß seiner fortdauernden und stets be währten Sympathie. Die Zuschrift schließt mit den Worten: „Möge alles, was ich noch zu leisten fähig bin, sich immer an dasjenige anschließen, was Sie gegründet haben und auferbauen. Erhalten Sie mir eine so schöne, längst herkömmliche Neigung iinb bleiben überzeugt, daß ich mich derselben als einer der schönsten Blüthen meines immer mehr und mehr sich entwickelnden Seelenfrühlings zu erfreuen durchaus Ursache finde." 2 Welches Bekenntniß! In seinem 75. Jahre erfreut sich Goethe seines immer mehr und mehr sich entwickelnden Seelenfrühlings! Im Jahre 1824 hat Goethe unter den Einwirkungen Eckermanns den Entschluß gefaßt, den zweiten Theil seines Faust dichterisch zu gestalten und auszuarbeiten. Dieses sein letztes Werk ist im Todesjahre Hegels vollendet worden? 5. Heiberg. Da in der ausländischen Verbreitung der hegelschen Philosophie sich Skandinavien und besonders Dänemark hervorgethan hat, so ist hier der Name des hochverdienten, in seinem Vaterlande wirkungs reichen Mannes zu neunen, der durch eine philosophische Gelegenheits schrift Hegel und seine Lehre zuerst in Dänemark bekannt gemacht: Joh. Ludwig Heiberg aus Kopenhagen (1791—1860), der als Lector der dänischen Sprache und Litteratur an der Universität Kiel nach Berlin gekommen war, Hegeln gehört, auch persönlich in seinem Hause besucht und ihm bald nachher eine in dänischer Sprache verfaßte Schrift „Ueber die menschliche Freiheit, in Veranlassung der neuesten Streitig keit über diesen Gegenstand" zugesendet hat (20. Febr. 1825). Der Brief ist erfüllt von Ausdrücken persönlichster Verehrung und Anhäng lichkeit; und daß Heiberg mit der deutschen Philosophie tiefer vertraut 1 Briefe von und an Hegel. II. S. 47. (Der Brief ist vom 13. April 1821.) - 2 Ebendas. II. S. 145. - - Vgl. mein Werk über „Goethes Faust". (3. Anst.) Buch II. S. 111-113.