62 Hegel in Jena. einer neuen besseren Zeit. Und ich meine, daß eine solche Schrift ganz im Wege und in den Aufgaben des Philosophen lag, welcher die „Phäno menologie des Geistes" schreiben wollte und schrieb. Er sagt es selbst: „Die Gedanken, welche diese Schrift enthält, können bei ihrer öffentlichen Aeußerung keinen andern Zweck noch Wirkung haben als das Ver stehen dessen, was ist. und damit die ruhigere Ansicht, sowie ein in der wirklichen Berührung und in Worten gemäßigtes Ertragen derselben zu befördern". II. Akademische Wirksamkeit. 1. Vorlesungen. Hegels Ankündigungen erstrecken sich nach dem jenaischen Original katalog (von dem die Universitätsbibliothek nur ein einziges Exemplar auf bewahrt hat) durch einen Zeitraum von dreizehn Semestern: vom Winter 1801/1802 bis zum Winter 1807/1808. In dem Semester nach der Schlacht (1806/1807) fehlt sein Name. In den beiden Semestern 1807 und 1807/1808 war er nicht mehr in Jena, sondern auf Urlaub schon in Bamberg: daher reducirt sich die Zahl seiner jenaischen Semester auf zehn. Daß er, wie Rosenkranz annimmt, in den beiden Sommer semestern 1802 und 1804 nicht gelesen haben soll, da er doch Vor lesungen angekündigt hat, wüßte ich nicht zu begründen. Nicht immer ist die Stunde der Vorlesungen angegeben, niemals die Zahl der Stunden und die Wochentage. In den vier ersten Semestern (1801—1803) hat er noch mit Schelling zusammen gelehrt, ja in dem ersten Semester (1801/1802) sogar ein philosophisches Disputatorium unter seiner und Schellings gemeinsamer Leitung angekündigt. Die durchgängigen Hauptthemata seiner Vorlesungen waren Logik und Metaphysik, das dreitheilige System und Naturrecht (letzteres stets nach Dictaten). Die Logik und Metaphysik heißt „speculative Philo sophie" im Unterschiede von der empirischen Erkenntnißlehre; als In begriff der Jdeenlehre heißt sie „transscendentaler Idealismus", im Unter schiede von welchem die Natur- und Geistesphilosophie als „Realphilo sophie" bezeichnet wird. Im Winter 1805/1806 hat Hegel zum ersten mal Geschichte der Philosophie gelesen, und für den Sommer 1807 zum erstenmal Logik und Metaphysik nach vorausgegangener Phäno menologie des Geistes mit zu Grundelegung seines nunmehr er-