Hegels Studien in der Schweiz. 25 des transscendentalen Idealismus", unter den Jugendwerken Schellings das am meisten durchgearbeitete, formvollendete und umfassende. 1 Noch stand er erst am Ende seiner akademischen Lehrjahre und war noch tübinger Stiftler, als Hölderlin den zwanzigjährigen, hochbegabten, nach Erkenntniß und Ruhm durstigen Freund mit den Worten tröstete: „Sei ruhig! Du bist so weit wie Fichte; ich habe ihn ja gehört." Zu der Zeit, von der wir reden, war Schelling der deutsche Zukunfts philosoph. Kants „Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Ver nunft", Fichtes „Grundlegung der gesammten Wiffenschaftslehre", Schellings Schriften „Ueber die Möglichkeit einer Form der Philo sophie überhaupt", „Vom Ich als Princip der Philosophie" und seine „Briefe über Dogmatismus und Kriticismus" wurden von Hegel während seines Aufenthaltes in Bern eifrig gelesen und studirt. Der jüngere Freund wurde auf dem Wege der Philosophie sein Vorbild und Führer, die Schriften Schellings erschlossen und erleichterten ihm das Verständniß der fichteschen; mit langsamen Schritten, wie es in seiner Natur lag, ist er ihm nachgefolgt; der Zeitpunkt wird kommen, wo die Einsicht in die Differenz zwischen Fichte und Schelling ihn die Aufgabe erblicken läßt, zu deren Lösung er selbst berufen war; er wird diese Aufgabe lösen und es dem früheren Freunde in der Fortbildung der Philosophie zuvorthun. Was Aristoteles von Anaxa- goras gesagt hat, indem er ihn mit Empedokles verglich, gilt auch von Hegel in seinem Verhältnisse zu Schelling: dem Alter nach früher, den Werken nach später (hKxicx, rcpöxspot, k'pyois ooTspo?). 2. Deutsche Dichtung. Schiller. Im Mai 1789 hatte Schiller sein Lehramt in Jena angetreten, schon damals von Kants geschichtsphilvsophischen Ideen erfüllt. Während seiner dilrch Krankheit erzwungenen Muße hatte er sich in die kantischen Hauptwerke, namentlich in die Kritik der Urtheilskraft vertieft und aus congenialem Drange den Entschluß gefaßt, die kantischen Ideen auf dem Gebiete der Aesthetik fortzubilden. Dies geschah in den Jahren von 1792—1796 in einer Reihe Schriften, unter welchen die „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen" und die Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung", die letzten und die um fassendsten waren, zu dem Besten gehörend, was die deutsche Philo- - Vgl. dieses Werk. Bd. VI. (2. Aufl.) (Jubil.-Ausg. Bd. VII.) Buch II. Abschn. I. Cap. I. S. 282-286; Cap. II. S. 289-294.