vierten. Die Catfacbe Deutschland bedeutet eine permanente Heraus¬ 
forderung der franzöii{cben Eitelkeit und jener Empfindung, für 
die der Deutsche kein (Dort bat, weil er sie nicht besitzt: da; Ressen¬ 
timents. Der Engländer hingegen ist frei von solchen Sentimentalitäten, 
für ihn ist der Deutsche nur hassenswert als der erfolgreichere mer - 
chant. Und die (Durzel des russischen Antagonismus ist noch primitver: 
es ist der Nihilismus, der Ratz gegen die Realität überhaupt, einerlei 
welchen Charakter sie trägt. Es verlohnt sich wohl, über dieses Motiv 
einen Augenblick nachzudenken, denn — dies mutz ausgesprochen 
werden — der Russe ist unser achtungswertester Zeind. Die stärkste 
und eigenartigste Leistung, die das russische Dock bis jetzt hervorgebracht 
hat, ist zweifellos seine Literatur. Und gerade diese ist durch und durch 
wirklichkeitsfeindlich. Ein Roman von Berzen heitzt: „Mas tun?“ 
Diesen ü'tel könnten fast alle berühmten russischen Bücher führen. Und 
die Antwort lautet immer ratlos oder pessimistisch. Das Unglück liegt 
vielleicht darin, datz die Russen unter den europäischen Dockern zuletzt 
und wahrscheinlich zu spät gekommen sind. Rußland erlebt heute sein 
Mittelalter, seine besten Kräfte wurzeln in der lDyftik, im primitiven 
Dolkstum, in der naiven Religiosität, im Kleinleben, in allerlei elemen¬ 
taren Massenpsychosen. Aber eine gesunde Weiterentwicklung wäre nur 
möglich, wenn keine störenden Einflüsse vom Westen kämen. $o aber 
zeigt Rußland das Schauspiel einer Pubertät, die durch verfrühte Er¬ 
fahrungenkrankhaft geworden ist. Deshalb haben einige der bedeutendsten 
Russen, zum Beispiel Lolstoi und Dostojewski, einen sehr richtigen 
Instinkt bewiesen, als sie die gesamte westliche Rultur in Bausch und 
Bogen ablehnten- Sie fühlten, datz alle diese neuen 3deen und Im¬ 
pressionen in den unreifen Organismus Rußlands nicht als nahrhaftes 
Afiimilationsmaterial eintraten, sondern als verzehrende Infektionen. 
Wann wird der Deutsche in der Welt beliebt sein? Nicht früher, 
als bis die Welt auf der Röhe der deutschen Rultur stehen wird. Nicht 
früher, als bis die deutschen Nationaleigenschaften zum Wesen der 
Uon Dante zu d’Jíntiunzio 4