Der unbeliebte Deutsche 6s bat viele überrascht, daft Deutschland in diesem Kriege im Ausland so wenig Sympathien gefunden hat. ((Jährend jene Interessengemeinschaft, die doch nur den harmlosen und unver¬ bindlichen Namen einer Entente führte, sich sogleich und ohne Zögern zu einheitlichem und erbittertem Angriff zusammenschloß, hat sich kein einziges neutrales Land gefunden, das uns auch nur diplomatisch unterstützt hätte. Entscheidende deutsche Siege wurden in der ganzen (ilelt verkleinert oder totgeschwiegen, kleine Erfolge der Gegner wurden aufgebauscht und mit Jubel begrüßt. Am krassesten zeigte sich dieses Verhältnis bei Leigien. Als dieses Land vor der (Dahl stand, einen friedlichen und sogar einträglichen deutschen Durchmarsch zu gestatten oder einen entsetzlichen Kampf auf Leben und Lod zu führen, haben weder Volk noch Legierung eine Sekunde lang geschwankt. Und dies erscheint um so merkwürdiger, wenn man an die Ereignisse der letzten hundertzwanzig Jahre denkt, während Deutschland niemals im ent¬ ferntesten daran gedacht hat, Leigien zu annektieren, war das erste, was Frankreich beim Ausbruch der Revolutionskriege unternahm, die Ein¬ verleibung Belgiens. Diese geschah allerdings unter dem Schlagwort der „Befreiung“, die aber darin bestand, daß dieses Land, das bisher eine fast vollkommene Selbstverwaltung genossen hatte, sogleich in das unerträgliche französische Zentralisationssystem gepreßt, den unge¬ heuerlichsten Kontributionen und Keguisitionen unterworfen und zwanzig 44