es gute und böse Götter, die uns regieren, und gute und böse Menschen? eine solche Fragestellung gilt, wie gesagt, seit einiger Zeit in manchen Kreisen als vorurteilsvoll und kindisch, diele halten das ganze Problem für überwunden. Sie sagen: Die moderne Psychologie und Physiologie hat längst mit diesen Kategorien aufgeräumt, denn sie sind interpoliert und abstrakt. Jeder Mensch ist teils gut, teils böse. ,Gut’ und ,bö{e‘ sind zwei begriffliche Extreme, zwischen denen die Wirklichkeit liegt. Die Datur zeigt nirgends Sprünge. Gs gibt bestenfalls nur Übergänge, Grade und Differenzen. Dach dieser Cbeorie handelt es sich also bei Gut und Böse nur um psychologische Integrale, und der ganze Dualismus fällt in sich zusammen. Jlber so plausibel diese Darlegungen auch klingen: sie sind doch nichts anderes als spirituelle Gerirrungen. Wir hören sie, und hören sie doch auch nicht. €s gibt auf dem Grunde unseres Denkens ein Wissen, das positiver und ursprünglicher ist als alle gelehrten Erkenntnisse, seien sie nun logischer oder empirischer Datur- Gerade dieses Wissen,- obgleich es uns auf die einfachste und müheloseste Weise schon bei unserer Geburt zugefallen ist, leitet uns einzig und allein, und es leitet uns am besten und sichersten. Dieses einfältige, gesunde und gradlinige Wissen, das dem gemeinen Manne ebenso eigen ist wie dem echten Gelehrten, schiebt diese psychologischen Deduktionen von sich und verharrt beim Dualismus. Indes, man mutz auch theoretisch einwenden: Übergänge zeigt die Datur freilich allenthalben, aber diese Übergänge sind ihr nicht das Wichtige. Sie sind meist nur Gersuchsreihen, rudimentäre Formen, die nicht recht lebensfähig sind. Die Datur kann freilich keine Sprünge machen, und daher mutz sie durch diese Übergangsformen hindurch; aber sie benützt sie nur als Hilfslinien und Dotbrücken, um zu ihrem eigentlichen Ziel zu gelangen: den scharf gegliederten Gruppen und Kelchen. Was sie will, sind die Unterschiede und nicht die verwaschenen Übergänge. 22