Offensive im Baltikum.
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2. Die Einnahme von Jakobstadt.
Beilage 19.
Don den am Angriff auf Riga beteiligten Truppen mußte der Ober¬
befehlshaber Ost bis Mitte September vier Divisionen und eine ent¬
sprechende Zahl von Batterien abgeben. Der Gedanke, die russische Düna-
Front von der Übergangsstelle aus bis Iakobstadt oder gar bis Dünaburg
aufzurollen, wurde damit hinfällig. Den russischen Brückenkopf von Iakob¬
stadt, vielleicht auch den von Dünaburg, glaubte der Oberbefehlshaber Ost
mit den ihm verbleibenden Kräften aber noch wegnehmen zu können.
Bei Iakobstadt handelte es sich um einen Raum von mehr als
40 Kilometer Breite und fast 10 Kilometer Tiefe südlich der Düna, in dem,
soweit bekannt, etwa drei Divisionen standen. Angesichts des gesunkenen
Kampfwertes der russischen Truppen glaubte man die Aufgabe durch
Zuführung von nur einer deutschen Angriffsdivision lösen zu können,
sie wurde nebst Heeresartillerie dem vor Iakobstadt befehligenden General¬
leutnant Egon Graf von Schmettow (Generalkommando z. b. B. 58) über¬
wiesen, das selbst schon über Truppen in Stärke von fast zwei Divisionen
verfügte. Der Brückenkopf sollte von insgesamt zwei Divisionen etwa
in seiner Mitte durchstoßen werden, die dazu über die schmalen, das
ausgedehnte Sumpfgelände durchziehenden Landbrücken von Roshe und
Rudsait in die feindliche Front einzubrechen hatten; der Einbruchsraum
war für beide Divisionen zusammen kaum einen Kilometer breit. Dann
sollte sich die nördliche, 105. Infanterie-Division nordwärts wenden, um
das Höhengelände in der großen Düna-Schleife von Stockmannshof in
Besitz zu nehmen, während die südliche, 14. bayerische Infanterie-Division
geradeaus bis zum Fluß vorstoßend, dieses Vorgehen gegen den Südteil
des Brückenkopfes und die Stadt Iakobstadt deckte. Kleinere Unterneh¬
mungen der 29. Landwehr-Brigade rechts, der 4. Kavallerie-Division links
sollten mithelfen.
Der Angriff wurde am 21. September früh durch dreistündiges Vor- ei.eepttmb«.
bereitungsfeuer von rund 250 Geschützen und 130 schweren und mittleren
Minenwerfern eingeleitet. Die um 630 zum Sturm antretende Infanterie
fand nur geringen Widerstand. Unter dem Schuhe von Nachhuten suchte
der Gegner über die Düna zu entkommen. In der Gegend von Wizan
erreichten die deutschen Truppen bereits mittags den Fluß. Grundlose
Wege verzögerten das Nachziehen der Artillerie; trotzdem konnte die
105. Infanterie-Division bis zum Abend den gesamten Brückenkopftaum
nördlich der Einbruchstelle vom Feinde säubern. Unterdessen brach die
14. bayerische Infanterie-Division nachmittags feindlichen Widerstand am