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Der Krieg im Westen. Schlacht bei Cambrai.
hatte und die Schlacht in Flandern mit dauernden ernsten Einbußen an
Menschen weiterging. Es hatte sich wieder klar gezeigt, daß bei zweck¬
mäßig vorbereiteten Angriffen feindlicher Übermacht der Versuch, taktisch
ungünstige Stellungen zu halten, schwerste Verluste kostete und doch mi߬
lang. Daß es richtig gewesen wäre, die Verteidigung spätestens bei Be¬
ginn des feindlichen Vorbereitungsfeuers in die Kanalstellung zurück¬
zunehmen, ist nachträglich allgemein anerkannt worden und hätte auch
den von der Obersten Heeresleitung wie von den Nachgeordneten Stellen
seit längerer Zeit immer wiederholten Grundsätzen*) entsprochen. Die
Oberste Heeresleitung hätte die Zurücknahme der Front befehlen müssen,
schrieb General Ludendorfs nach dem Kriege2). Sie hat sich durch den
Behauptungswillen und die Zuversicht von Heeresgruppe und Armee
überzeugen lassen, daß ein Halten möglich sei. Diese aber hatten sich nicht
frei machen können von der lange genährten und besonders bei der Heeres¬
gruppe dauernd lebendigen Hoffnung, den „Blücher"-Angriff bis zur
Aisne schließlich doch noch ausführen zu können. Im übrigen hatten sich
beide nach früheren Entscheidungen der Obersten Heeresleitung in den
Gedanken des Festhaltens der Laffaux-Ecke derart eingelebt und die Vor¬
bereitungen dafür mit soviel Sorgfalt und Hingabe getroffen, daß sie die
gestellte Ausgabe trotz allem für lösbar hielten.
C. Die Schlacht bei Cambrai.
J. Der britische Tankangriff.
Beilagen 10 und 11.
a) Die deutsche Front und die englischen Angriffsvorbereitungen.
Im Bereiche der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht hielt
die 2. Armee unter General von der Marwitz (Generalstabschef Oberst¬
leutnant von Pawelsz, seit Ende August Major Stapss) die im Frühjahr
bezogene Siegfried-Stellung bei Cambrai—St. Quentin—La Fere. Diese
Front galt als ruhig. In Abschnitten von erheblicher Breite standen im
Herbst ausschließlich abgekämpfte und ausbildungsbedürstige Truppen. Durch
zahlreiche Vorstöße war festgestellt, daß bei den gegenüberliegenden Briten
!) Zuletzt am 8. August hatte die Hgr. verfügt: Bei Vorbereitung der Abwehr sei „nur
dem einen Gesichtspunkt Rechnung zu tragen, dah unsere Truppen in dem für sie günstigsten
Gelände und unter den für ihre Zahl und Können besten Bedingungen die Verteidigung
durchzuführen haben".
2) „Meine Kriegserinnerungen", 6.392.