Betrachtungen. 419 Kriegswillens, besonders vom August 1918 ab, war jedoch das Schwinden der Hoffnung auf den deutschen Endsieg im Westen. So ist die Kampfkraft und schließlich sogar fast jeder Widerstandswille in dem bisher tapferen und von starkem völkischen Selbstbewußtsein ge¬ tragenen bulgarischen Heer nicht durch Schläge des Gegners, sondern von innen heraus allmählich zermürbt worden. Doch haben sich gar manche Telle bis zum Schluß vorzüglich gehalten1). Im großen und ganzen aber begann der Kampfeswille im September rasch völlig zu erlöschen. Mit dem bulgarischen Waffenstillstand verloren die Mittelmächte einen Verbündeten, der unter der Obersührung des Generalfeldmar¬ schalls von Mackensen in vorbildlicher Tapferkeit im Herbst 1915 an ihrer Seite gefochten und sich auch im Herbst 1916, im Feldzug gegen Ru¬ mänien bei der Eroberung der Dobrudscha wie beim Übergang über die Donau ausgezeichnet hatte. Ohne Bulgariens wirksame Mithilfe wäre die schwierige Aufgabe aus dem Balkan für die Mittelmächte nicht zu lösen ge¬ wesen. Sein Ausscheiden riß eine Lücke in ihre Front, die nicht mehr zu schließen war. Der Landweg zur Türkei war unterbrochen, Österreich- Ungarn an der Balkan-Front wieder unmittelbar bedroht, die Versorgung mit Getreide und öl aus Rumänien gefährdet. B. Der Krieg der Türkei*). Beilage 1. J. Die Ereignisse bis Vkcober J9J7. Die Lage auf den türkischen Kriegsschauplätzen hatte sich im Sommer s»mm« im. 1917 gegenüber dem Frühjahr kaum verändert. An der Front gegen Rußland herrschte Waffenruhe. In weitgespanntem Bogen stand die Kaukasische Heeresgruppe mit der 2. und 3. Armee von Bitlis bis Tireboli am Schwarzen Meer; ihre Gefechtskraft war gering. Auf russischer Seite nahm die Auflösung der Front infolge der revolutionären Zersetzung im Laufe des Sommers zu. Im Irak begnügten sich die Engländer seit der Einnahme von Bagdad mit Ausbau und Sicherung ihrer Eroberungen. Die Reste der türkischen 6. Armee bei und östlich von Tekrit litten unter zu- *) So berichtete unter anderem im Juni 1940 Genlt. a. D. Dieterich, im September 1918 Führer bulgarischer Truppen im Verbände des Gen. Kdo. 61: Seine bulgarischen Truppen hätten mit Ausnahme eines Bataillons in allen Kämpfen seine Achtung heraus¬ gefordert; auch die bulgarischen Eskadrons und Batterien bewiesen bis zum letzten Tage äußerste Hingabe. *) Anschluß an Bd. XII, S. 529. 27*