398 1918. Der Osten nach Abschluß der Kämpfe. für den Westen noch 31 Divisionen und drei Kavallerie-Divisionen, davon 13 Divisionen und drei Kavallerie-Divisionen in der Ukraine. Da im Westen schließlich jeder Mann gebraucht wurde, ist die Frage aufgeworfen worden, ob man nicht im Osten mit weniger Truppen hätte auskommen können; vor allem der Einmarsch und die Besetzung der Ukraine habe ein starkes Truppenaufgebot erfordert, aber wirtschaftlich nur recht geringe Ergebnisse gebracht. Dazu ist zu sagen: Die im Frühjahr und bis zum Herbst 1918 im Osten verwendeten Truppen hatten an Menschen wie an Material so viel abgegeben, daß sie, wenn auch zahlenmäßig wieder aufgefüllt, als Kampftruppen für den Westen nicht in Frage kamen. Allenfalls hätte man Teile als Stellungs- besatzung an ruhigen Fronten verwenden können; aber auch damit war nicht viel geholfen, denn mehr Kampfkräfte und bewegungssähige Divisionen, als für die große Offensive ohnehin schon bereitgestellt wurden, hätte man damit kaum gewonnen*). Es ist daher auch der Gedanke ausgesprochen worden, man hätte die Osttruppen zum Stellungsbau für den Fall eines Rückzuges einsetzen sollen. Dem aber steht entgegen, daß die Oberste Heeresleitung im Frühjahr 1918 die Offensive vorbereitete, die den Krieg entscheiden sollte. Dafür galt es auch, soweit möglich Sicherheit zu schaffen, daß die Heimat nicht unter Ernährungsschwierigkeiten zusammenbrach. Der Gedanke an den Ausbau rückwärtiger Stellungen für den Fall der mili¬ tärischen Niederlage kam demgegenüber gar nicht in Frage. Die Ernährung aber mußte nicht nur bis zur Ernte 1918, vor der eine gefährliche Ver¬ knappung zu erwarten war, sondern auf längere Zeit sichergestellt werden, denn die Aushebung der Blockade blieb auch bei vollem Siege zu Lande noch fraglich. So hat denn die Oberste Heeresleitung entsprechend den Forde¬ rungen des Kriegs-Ernährungsamtes mit der Sicherstellung der Ukraine- Vorräte nicht nur an den Sommer 1918 gedacht, sondern es sollte eine Kornkammer auch für kommende Jahre gewonnen werden. Nun hat das Ergebnis der Ukraine-Lieferungen im Sommer 1918 zweifellos schwer enttäuscht. Die gesamte Wirtschaft war dort nach vier Jahren Krieg und Revolution derart in Unordnung geraten, daß Vorräte in größeren Mengen kaum greifbar waren. Um aber das, was vorhanden war, herauszuholen, hätte es entsprechender Gegenleistungen oder größerer Gewalt, also stärkerer militärischer Kräfte, bedurft. Im Sommer, als sich die Hetman-Regierung gefestigt hatte, besserten sich die Verhältnisse, und es bestand berechtigte Aussicht auf ausreichende Lieferungen aus der Ernte 1918 wie auch für die weitere Zukunft. *) Näheres wird Bd. XIV enthalten.