316 Die Kriegführung der Gegner im Sommer und Herbst 1917. einerseits ein Zeichen der schweren Not, in der sich Frankreich befand, andererseits aber auch ein Beweis für die Entschlossenheit, die das fran¬ zösische Volk noch beseelte. Als Ministerpräsident und Kriegsminister zu¬ gleich verkörperte er ebenso wie Lloyd George in England den Willen zur Fortsetzung des Kampfes bis zum vollen Endsiege. In England hatten sich angesichts der ungeheuren Blutopser aber geringen Erfolge der Offensive in Flandern ernste Reibungen zwischen Lloyd George und den führenden Generalen ergeben. Da diese, ebenso wie die französische Heeresleitung, aber auch wie einige Mitglieder des englischen Kriegskabinetts der Ansicht waren, daß die Entscheidung unbedingt an der Westfront gesucht und daher dort der letzte Mann ein¬ gesetzt werden müsse, hatte der Premierminister darauf verzichtet, den Abbruch der Schlacht in Flandern zu verlangen. Ihr Verlaus schien ihm aber zu bestätigen, daß der Krieg durch Angriff gegen die deutsche West¬ front nicht zum siegreichen Ende zu bringen, sondern daß Deutschland nur nach vorheriger Ausschaltung seiner Verbündeten, vor allem Osterreich- Ungarns, zu überwinden sei. In diesem Sinne war er, im Gegensatz zum Reichsgeneralstabsches, General Robertson, und zum Oberbefehlshaber des Expeditionsheeres, Feldmarschall Haig, schon frühzeitig für kräftige Unter¬ stützung Italiens eingetreten, um es zum Angriff auf die Donaumonarchie zu befähigen. Mit der Herbstniederlage des italienischen Heeres war dieser Plan zerronnen. Der Gedanke, statt dessen nunmehr die türkische Front zum Einsturz zu bringen, ließ sich aus Mangel an Schiffsraum für den Transport von Truppen und Gerät einstweilen nur in der beschränkten Form des Angriffs auf Palästina ausführen. Operativ bedeutungslose Geländegewinne an verschiedenen Stellen der deutschen Westfront, geringfügige auch am Balkan und etwas größere in Palästina waren seit dem Frühjahr die einzigen militärischen Erfolge der Entente gewesen. Sie wurden völlig überschattet durch das Aus¬ scheiden Rußlands und Rumäniens, die Niederlage Italiens und schließlich auch den Erfolg des deutschen Gegenangriffs westlich von Cambrai bei gleich¬ zeitigem Anhalten der würgenden Wirkung des Unterseekrieges und bedenk¬ licher Schrumpfung der eigenen Wehrkraft. Der östliche Arm der Zange, in der man die Mittelmächte bisher zu erdrücken versucht hatte, war endgültig zerbrochen. Auf Sowjet-Rußland war überhaupt nicht mehr zu rechnen, auch die Hoffnungen auf die Ukraine entschwanden bald, nur im unbesetzten Teile Rumäniens war die französische Militärmission einstweilen noch tätig. Durch die Gesamtheit dieser Verhältnisse und die Abgaben an das italienische Heer einerseits, durch das Freiwerden bisher gegen Rußland eingesetzter deutscher Truppen andererseits war an der Front in Frankreich