E. Entwicklung der Eesamtlage an der Ostfront. Die Angriffserfolge der Verbündeten in Galizien und Rumänien, die 8. November. ppn Riga, gakobstadt und den Baltischen Inseln hatten den inneren Halt des russischen Heeres derart erschüttert, daß alles, was Kriegsminister Kerenski, nach Kräften unterstützt von den Westmächten und Amerika, wieder aufzubauen versucht hatte, abermals völlig zusammen¬ brach. Wohl leisteten die Truppen in der Abwehr immer noch einigen Widerstand. Auch gelang es der 12. Armee, nachdem sie von Riga zunächst bis in die Stellungen von Wenden zurückgewichen war, ihre Front wieder so weit vorzuschieben, daß die verlorengegangene Fühlung mit deutschen Truppen wieder hergestellt wurde. Im ganzen aber war der Kampfeswille des Heeres so gut wie erloschen. Die Auflösung der Ordnung war aber nicht nur aus die militärischen Niederlagen zurückzuführen, sondern hatte auch von innen heraus neuen Auftrieb bekommen. Weitgehendes Ver¬ sagen des Nachschubs infolge der hinter der Front herrschenden Unordnung führte zu Mumtions- und, was sich weit schlimmer auswirkte, zu Der- pflegungsmangel. Die Unzufriedenheit wuchs; es bedurfte nur noch eines geringen Anstoßes, um auch die notdürftig auftechterhaltenen letzten Reste der Ordnung im Heere und damit im ganzen Staate zu zerstören. Hatten die Erfolge der Kerenski-Osfensive die Regierung noch einmal so weit gestärkt, daß sie in der zweiten gulihälste einen bolschewistischen Er¬ hebungsversuch mit Waffengewalt niederschlagen konnte, so war die Macht der Arbeiter- und Soldatenräte doch keineswegs gebrochen. Am 21. Juli war Kriegsminister Kerenski zugleich Ministerpräsident geworden, und, da er es mit den Räten nicht verderben wollte, alsbald in scharfen Gegensatz zu General Kornilow gekommen, den er selbst am 1. August zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt hatte. Die Auseinander¬ setzungen hatten mit dessen Sturz und der Verhaftung zahlreicher hoher militärischer Führer geendet. Als dann am 14. September im Peters¬ burger Arbeiter- und Soldatenrat die Bolschewiken ihre Forderungen durchsetzten, darunter Aushebung der Todesstrafe im Heere sowie Selb¬ ständigkeit Finnlands und der Akraine, ging die Auflösung mit Riesen¬ schritten vorwärts. Im Heere sonderten sich finnländische, polnische un ukrainische Truppenteile ab. Offiziere wurden in Massen von ihren Sol¬ daten mißhandelt oder ermordet. Diese aber dachten mit wenigen rühm liehen Ausnahmen nur noch an Beendigung des Kampfes und Rückkehr in die Heimat.