Betrachtungen. 179 Angrifsskraft der österreichisch-ungarischen Verbände^), und da auch die Heeresgruppe Mackensen nur wenig vorwärtskam, alsbald ausgegeben werden. Alles in allem war erreicht, was mit den verfügbaren Mitteln zu erreichen war. Die Angriffsaufgabe war nach zweijährigem Stellungs¬ krieg allerseits freudig begrüßt worden. Angespornt durch den leichten Sieg von Zloczow und das rasche Weichen des Gegners, hatte die Truppe, obgleich meist ältere Jahrgänge, in der Begeisterung des Verfolgungs¬ gedankens marschierend und kämpfend aus meist grundlosen Wegen bei teilweise übergroßer Hitze Hervorragendes geleistet. Die Führung hatte vorbildlich gearbeitet. Trotz der Rückschläge im ersten Juli-Drittel und trotz gleichzeitiger Inanspruchnahme durch Abwehr russischer Angriffe bei der Heeresgruppe Eichhorn, hatte es der Oberbefehlshaber Ost verstanden, die für den Angriff bei Zloczow nötigen Kräfte zusammenzubringen, und die Operation mit Tatkraft geleitet. „Der Oberbefehlshaber Ost erkannte sofort die Bedeutung und führte die Absicht hervorragend durch", lautete das Gesamturteil des Generals Ludendorff^). Der mit weitgehenden Erwartungen begonnene russische Großangriff war mit einem Gegenschlag beantwortet worden, der ihn in eine schwere Niederlage verwandelte. Die moralische Wirkung überstieg noch bei weitem die Größe des rein militärischen Erfolges. Das deutsche Heer hatte ge¬ zeigt, daß es trotz gleichzeitiger Anstürme feindlicher Abermacht im Westen, in der Lage geblieben war, einen kraftvollen Angriff im Osten zu führen. *) Nicht nur die Ausstattung mit Waffen und Gerät jeder Art war dürftiger als bei den deutschen Truppen, sondern bei großen Teilen, vor allem solchen mit slavischem Ersah, war die Kampfmoral tief gesunken. Major von dem Bursche berichtete darüber am 1. August: „Es würde ein Irrtum sein, aus dem schnellen Fortschreiten der Operationen der 3. Armee den Schluß zu ziehen, daß die österreichisch-ungarischen Truppen durch das Vorwärtsgehen in ihrer Stimmung so gehoben seien, daß sie fortan als sicherer Faktor in die Rechnung ein¬ gestellt werden könnten. Die Ereignisse des Vormarsches haben das glatte Gegenteil be¬ wiesen. Wo der Russe gegenstieß, gingen die österreichisch-ungarischen Truppen in alter Weise weg." Er habe die feste Überzeugung, daß in dem Augenblick, wo der Russe Front mache, wieder Rückschläge einträten. Die an der Naht Heeresfront—Oberost eingesetzten fünf österreichisch-ungarischen Divisionen würden „in der neuen Dauerstellung erst dann sicher stehen, wenn deutsche Führer die Gruppen befehligen werden, deutsche Truppen die österreichisch-ungarischen Truppen stützen". Major von dem Bussche warnte deshalb ein¬ dringlich vor dem immer wieder bei der österreichisch-ungarischen Führung zutage tretenden Bestreben, österreichisch-ungarische und deutsche Truppen voneinander zu sondern. 2) Zuschrift vom Nov. 1922. 12*