Feste Haltung der Staatsmänner der Entente. 45 Auge*). Einen solchen aber verhinderten die Gebietsansprüche Italiens, dem man für seinen Eintritt in den Krieg vor allem die Brennergrenze, ganz Istrien mit Triest und Dalmatien zugesagt hatte. Der Vernichtungs¬ wille der Entente galt dem Deutschen Reich. Alles in allem erschien die Gesamtlage der Mittelmächte doch wesent¬ lich ungünstiger als die eigene. Dazu kam die Hoffnung auf die vom neuen Bundesgenossen Amerika erwartete Hilfe, wenn sie auch für den Land¬ krieg nicht vor dem Frühjahr 1918 wirksam werden konnte. Die Lage bes¬ serte sich noch im Laufe des Juni. In Rußland gelang es Kriegsminister Kerenski, unterstützt durch englisches und amerikanisches Geld, wesentliche Teile des Heeres wieder soweit in die Hand zu bekommen, daß er für Ansang Juli eine Offensive in Aussicht nehmen konnte. In Frankreich hatte die Regierung Ribot scharfe Maßnahmen gegen die „defaitistische Friedenspropaganda" ergriffen, und General Petain verstand es, die er¬ schütterte Mannszucht im Heere allmählich wiederherzustellen2). Die Friedensresolution des Deutschen Reichstages wurde als ein innerdeutsches Manöver gewertet, die bei ihm zutage tretende Friedenssehnsucht als Schwäche ausgelegt. Als Unterlage für Verhandlungen erschien die Resolution völlig ungeeignet, wohl aber konnte sie im Zusammenhang mit den bolschewistischen und Friedensideen Rußlands auf den Kampfes¬ willen des französischen Volkes ungünstig wirken. Sie wurde deswegen nach Möglichkeit totgeschwiegen. Ende Juni trafen die ersten amerikanischen Truppen in Frank¬ reich ein, wenn auch noch nicht zum Einsatz an der Front, so doch als propagandistische Sendboten eines 100-Millionen-Volkes, das inzwischen begonnen hatte, ein mächtiges Heer zur militärischen Hilfeleistung für die Entente auszustellen. Am Balkan gelang es, Griechenland zum Eintritt in den Krieg zu zwingen3). Am 1. Juli begann die russische Offensive mit einem verheißungs¬ vollen Anfangserfolge. Dem stand allerdings gegenüber, daß die jetzt zu übersehenden Versenkungsergebnisse des Unterseekrieges im Juni auf die bisher größte Höhe von über 680000 Tonnen«) gestiegen waren, während em zureichendes Abwehrmittel gegen diese Gefahr noch fehlte,- das Fahren m Geleitzügen befand sich erst im Anfang der Entwicklung. So blieb die Gesamtlage weiterhin schwierig, doch war man fest entschlossen, den Krieg 1) S. 18 u. Bd XII, S. 417. 2) Bd. XII, S. 423f. s) Bd. XII, S. 526. 4) Tatsächliche Versenkungsziffer nach deutschen Nachkriegsberechnungen S. 448.