680 Die Leitung der Operationen durch General Ludendorff. denklicher Höhe, datz General Ludendorff schon gegen Anfang April aus Schonung der Kräfte hinweisen und damit den weiteren Angrissen einen Hemmschuh anlegen mutzte. Das zahlenmäßige Stärkeverhältnis war eher verschlechtert als verbessert. Ebenso blieb es bei allen weiteren Offensiven, ohne daß es der deutschen Führung zunächst wohl bewußt geworden ist. Sie hat zum mindesten die Verluste der Engländer bis Ende April mit 400000, ja sogar S00 000 Mann erheblich überschätzt: Tatsächlich verwandelte sich die anfänglich vielleicht vorhandene deutsche Überlegenheit an Kopfstärke der fechtenden Truppen und die an Divisionszahl, da die Gegner weniger Ver- luste hatten, vor allem aber durch das Eintreffen der Amerikaner, im Laufe von vier Monaten in ihr Gegenteils. Das hätte sich nur vermeiden lassen, wenn die deutschen Angriffe einen entscheidenden Kräfteausgleich gebracht hätten. Taktische Erwägungen. Fragt man, warum es nicht gelang, dem Gegner wesentlich größere Verluste beizubringen, als man selbst erlitt, so kann man vielleicht darauf hinweisen, daß in der Michael-Offensive die Kräfte zur Abschnürung des Eambrai-Bogens seitlich nicht genügend abgesetzt und an Zahl zu gering waren, und daß dieser Offensive wie auch den meisten folgenden eine ausge¬ sprochene Schwerpunktbildung fehlte. Ob allerdings eine stärkere Kräfte- Zusammenfassung angesichts der noch zu schildernden Nachschubschwierig- keiten im Vorwärtsschreiten überhaupt zur Wirkung gebracht werden konnte, bleibt eine offene Frage. Im übrigen ist in der taktischen Vor- bereitung wie in der Durchführung aller Offensiven geleistet worden, was mit den gegebenen Mitteln zu leisten war. Bessere Ergebnisse wären aber sicher zu erreichen gewesen, wenn man eine ähnliche Zahl von Kampf- wagen hätte einsetzen können, wie sie den Gegnern zur Verfügung stand. Sie hätten die Überraschung ganz außerordentlich erleichtert, indem sie das Vorbereitungsfeuer von Artillerie und Minenwerfern und damit das zeit- raubende und schwer zu tarnende Bereitlegen gewaltiger Munitionsmassen weitgehend entbehrlich machten. Auch hätten sie erheblich rascheres und tie- feres Eindringen in die Stellungen des Gegners gestattet, als es vor allem *) Insgesamt wurde das Westheer bis Mitte Juli über die auf S. 678 angegebene Stärke hinaus noch um 6 Divisionen (davon 2 öst. ung.) verstärkt. Trotzdem war es, da der Ersatz nicht ausreichte, die Verluste zu decken, aus weniger als 3600000 Mann gesunken. Bei den Gegnern waren inzwischen rund 1000000 Amerikaner eingetroffen, so daß ihre Kopfstärke auf 5300000 gestiegen war. Die den Gegnern zugefügten erheblichen Material- Verluste, dabei mehr als 2500 Geschütze, waren von ihnen aus vorhandenen Reserven ohne Schwierigkeiten ersetzt worden. Die Zahl ihrer Flugzeuge war um 900 auf 5400 gewachsen, die der deutschen ein wenig gesunken.