618 Die deutsche Westfront in der Abwehr. Kampf um Zeitgewinn. 28. September. Durch diesen Einbruch war nicht nur die linke Flanke der 17., sondern auch die rechte der L.Armee ernstlich bedroht. Die Heeresgruppe Boehn lehnte aber weiteres Ausweichen ihres rechten Flügels zunächst ab und beschränkte sich auf tiefe Staffelung. Dabei sollte sie trotz ihrer gefährdeten Lage aus Anfordern der Obersten Heeresleitung zwei Divisionen abgeben. Das schien zunächst möglich, da sich an diesem Tage nur Teil- vorstoße gegen das IV. Reservekorps der 2. Armee richteten. Die 7. Armee der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz hatte ihre Front zwischen Ailette und Aisne zunächst noch nicht hinter, sondern nur gegen die Ailette- und Kanal-Stellung zurückgenommen. Der Gegner fühlte hier langsam nach. Bei der I. Armee blieb die Kampftätigkeit trotz lebhaften Artilleriefeuers gering. Schwer waren wieder die Kämpfe der Z.Armee, wo die Mitte der französischen 4. Armee unter dem Schutze künstlichen Nebels und unter starkem Einsatz von Kampfwagen hauptsäch¬ lich nach Nordwesten gegen die Flanke der I. Armee und nach Nordosten gegen die Argonnen Raum zu gewinnen trachtete. Somme Py ging verloren, östlich von Manre wurde die Front bis Sschault und Boueon- ville zurückgedrückt. Weitere Fortschritte vermochte der Feind aber trotz seiner bis zum Abend wiederholten Anstürme nicht zu machen. In den Argonnen mußte die Front zurückgenommen werden, da den Amerikanern, die auch Kavallerie zu Pferde einsetzten, ein tiefer Einbruch im Aire-Tal auf Ehätel gelungen war. Bei der S.Armee der Heeresgruppe Gallwitz trafen starke amerikanische Angriffe den rechten Flügel. Längs der Straße Nantillois— Eunel mußten die schwachen deutschen Kräfte nach Norden ausweichen. Ein gegen Mittag von Romagne aus angesetzter deutscher Gegenstoß konnte nicht durchdringen. Im ganzen Raum östlich der Maas blieb es weiterhin ruhig. Die Angriffe der Entente hatten sich in den drei Tagen seit dem 2b. September von der Maas fast bis zur Nordsee, wenn auch unter Ausspa¬ rung größerer Abschnitte, ausgebreitet. Sie drohten im Norden die Küsten- front abzuschnüren. Am bedenklichsten aber war der Druck beiderseits der Argonnen, der die gesamte westlich davon stehende Front gefährdete. Eine am Abend des 28. September ausgegebene Weisung des Generalfeld¬ marschalls von Hindenburg beleuchtete den großen Ernst der Gesamt¬ lage: „Die Entente greift in Flandern, bei Eambrai, nordöstlich Bailly, in der Champagne und zwischen Argonnen und Maas an. Weitere Angriffe an anderen Frontteilen, vielleicht auch gegen deutsches Gebiet, sind möglich. Bei dem Mangel an kampfkräftigen Reserven und der gespannten Eisen¬