602 Die deutsche Westfront in der Abwehr. Kampf um Zeitgewinn. stehenden Divisionen. Da es gelang, dem Gegner weiteres Vordringen im wesentlichen zu verwehren, konnte der Rückzug bis zum Abend, zum Teil dicht an der feindlichen Angriffssront vorbei, durchgeführt werden. ,z.s»pt«mb«r. Im Laufe der Nacht und der Morgenstunden des 13. September wurde planmäßig die Michel-Stellung besetzt. Der Gegner drängte nach, ging aber über den Höhenrand Combres—Hattonchatel und die Linie Thiaucourt—Norroy an der Mosel zunächst nicht wesentlich hinaus; denn er hatte sein Ziel erreicht. General von Gallwitz erwartete weitere An- griffe gegen den linken Flügel der 5.Armee und den rechten der Armee- Abteilung C. Die Absicht des Generals Pershing, wenn möglich auch noch die Michel-Stellung zu nehmen, kam aber angesichts der inzwischen ver¬ stärkten deutschen Abwehr und der Notwendigkeit, die Masse der ameri- kanischen Truppen sofort wieder für andere Aufgaben frei zu machen, über Versuche nicht hinaus. So folgten nur noch Vorfeld kämpfe, vor allem is.s«pt»mb«r. nördlich von Thiaucourt, und schon vom 15. September ab hörte die An- griffstätigkeit des Gegners so gut wie ganz aus. Der Kampf hatte über 17000 Mann gekostet, davon mindestens 13000 Gefangene, die fast durchweg beim feindlichen Einbruch am Morgen des 12. September in Feindeshand gefallen waren, ferner etwa 150 Ge- schütze*) und zahlreiches sonstiges Kriegsmaterial aller Art. General Persh¬ ing^) gibt die Verluste des Angreifers mit nur etwa 7000 Mann an. Die Oberste Heeresleitung sah den Grund für die neue Niederlage vor allem darin, daß die hinter der Michel-Stellung bereit gehaltenen Reserven von der als bedroht erkannten Südfront zu weit ab gestanden hätten, wofür sie irrtümlicherweise die Armee-Abteilung verantwortlich machte^). Auch nahm sie in einem vom Generalfeldmarschall persönlich unterzeichneten Erlaß, der am 15. September an alle Armee-Oberbefehls- Haber ging, scharf dagegen Stellung, daß die „bewegliche Verteidigung" bei „neueren Vorkommnissen" an manchen Stellen dazu geführt habe, die Hauptwiderstandslinie vorzeitig aufzugeben. Der „feste Wille, die Stellung auch gegen feindliche Abermacht um jeden Preis zu halten", scheine verloren gegangen zu sein. Als entscheidend für den unglücklichen Verlaus der Schlacht muß aber doch wohl angesehen werden, daß dem 1) Der amerikan. Heeresbericht gab 160 Geschütze an; die wesentlich höheren Angaben im amtl. franz. Wert und in der amerikanischen Literatur sind irrig. 2) „My Experiences in the World-War", II, S. 270. Andere Unterlagen fehlen. 3) Vgl. 0.599 f. und 601. — Die große Verzögerung in der Freigabe der Divisionen hat sich nicht aufklären lassen. Vielleicht hat der Wechsel in der Operations-Abtlg. (0. 594) dabei eine Nolle gespielt. Gen. Ludendorff schreibt in seinen „Kriegserinnerungen" (0.573): „Ich war unzufrieden mit mir, aber auch mit den örtlichen Kommandostellen".