Kampf um Zeitgewinn. Rückwärtige Stellungen. 569 defensive ließ erhoffen, den Kriegswillen des Gegners so weit zu lähmen, daß der unvermeidlich gewordene Verzichtsriede für Deutschland nicht unerträgliche Bedingungen brachte. Ich war mir voll bewußt, daß ich damit auch dem eigenen Heere eine gewaltig schwere Aufgabe zumutete; es hatte um Zeitgewinn zu kämpfen für die Einleitung von Friedensver¬ handlungen, sollte hartnäckigsten Widerstand leisten und sich doch nirgends einer entscheidenden Niederlage aussetzen". Die Abwehr mußte also zunächst in den jetzigen Linien geleistet werden, die aber weder operativ noch taktisch für solche Aufgabe besonders geeignet waren. Operativ ungünstig waren die von den Ergebnissen der Offensive noch übriggebliebenen beiden großen Stellungsvorsprünge, der kleinere von Vpern bis Lens, der weit größere von Arras bis Reims, und gerade an diesen beiden Vorsprüngen war die Front nur notdürftig oder gar nicht ausgebaut. Ein zusammenhängendes, zur Abwehr geeignetes Stellungs- system boten erst die Linien, die man vor den Frühjahrs- und Som¬ mer-Angriffen innegehabt hatte; sie deckten sich aus großen Strecken mit dem Verlaus der 1917 bezogenen Siegfried-Stellung. Vor ihnen konnten ferner von Arras bis gegen Reims hin die Wüste des Somme- Schlachtfeldes von 1916 und die Gebiete der Abwehrschlachten des Jahres 1917 mit ihrem Trichterfeld, Gewirr von alten Gräben und Hindernissen sowie noch manchen erhaltenen Unterständen und Stollen künftiger Abwehr wieder zugute kommen. Die Ausgangsstellungen vom Frühjahr 1918 selbst waren im allge¬ meinen gut ausgebaut gewesen, aber, soweit sie verlassen waren, auch schon weitgehend verfallen und, um den Bedarf an Baustoffen weiter vorne zu decken, auch ausgeplündert. Hinter der Kampfzone des Frühjahrs 1913 waren operative rück¬ wärtige Stellungen^) in verteidigungsfähigem Zustande kaum vor- handen. Im nördlichen Teil der Westfront vom Meer bis zur Oise war der Verlauf durchgehender Stellungen zwar festgelegt, ihr Ausbau be- schränkte sich aber meist auf die Anlage von Hindernissen, Bau von Unter- ständen und Festlegung der Batteriestellungen; nur an wenigen Stellen waren Gräben vorhanden. In besserem Zustande befanden sich die rück- wärtigen Anlagen in der Mitte der Westfront zwischen der Oise und Verdun, wo von Laon bis nördlich von Reims bereits im Jahre 1917 die Widerstandszonen für die Gudrun-Bewegung vorbereitet waren; seit dem Winter war aber an ihnen nicht mehr gearbeitet worden, so daß sie zum Teil verfallen waren. In der Champagne und im Raum von Verdun sowie am ganzen linken Heeresflügel fehlten operative rückwärtige Anlagen. Doch x) Beil. 27a.