Abwehrschlacht bei Soissons/Reims. Rückzug hinter Aisne und Vesle. 499 Die Oberste Heeresleitung nahm die Nacht zum 2.August für den Beginn der Bewegungen in Aussicht, behielt sich die Entscheidung aber noch vor, da sie, „abgesehen von der taktischen Lage, von Räumungs- arbeiten abhängen" werde. In einer Mitteilung: „Die Lage an der Kampffront" vom 27. Juli sagte sie: „Die 7. und der rechte Flügel der l. Armee wird allmählich hinter die Vesle genommen werden. Viel- leicht wird sich dabei Gelegenheit bieten, dem Feinde neue schwere blutige Verluste zuzufügen". Dem Kaiser meldete der Generalseldmarschall am 23. Juli nach 2».3°«. Spaa: 7. und 1. Armee hätten ohne Störung einen engeren Bogen südlich der Vesle eingenommen, dessen Verteidigung aber nicht unbedenklich sei; denn es ergebe sich die Möglichkeit, „daß wir durch Festlegen starker Kräfte in der angenommenen Linie die operative Freiheit verlieren" und daß sich Kämpfe entwickeln wie an der Somme im Sommer 1916 oder in Flandern im Herbst 1917. Verluste wie damals würden aber bei unserer Ersatzlage schwer zu ertragen sein, und „wir würden unfrei werden". Daher wurde die Genehmigung erbeten, die „Dauerstellung hart nördlich der Vesle und nicht südlich" zu nehmen. Der Kaiser, dem der Entschluß zum weiteren Rückzug ebenso schwer wurde wie seinen Generalen, hatte noch Rückfragen, die mit dem Satze schlössen: „Bevor ich eine in den politischen Folgen so schwerwiegende Entscheidung treffe, ist es mir wichtig zu wissen, wie die neue Verteidigung geführt werden soll". In der von General Luden- dorfs unterschriebenen Antwort hieß es: „In der Blücher-Stellung wird jeder Angriff des Gegners angenommen werden". Die Stellung sei stark, behebe die bisherigen Nachschubschwierigkeiten, führe uns aus dem „Sack" zurück und gestatte die Aussparung erheblicher Kräfte sowie die Gewinnung operativer Freiheit für deren Verwendung. Unterdessen waren in der Nacht zum 23. Juli die vorgeschobenen Stellungen aus den Höhen östlich von Oulchy-le Ehkteau geräumt worden; das Gruppenkommando Winckler war aus der weiter verkürzten Front herausgezogen worden. Der 28. Juli hatte dann an der neuen Front heftige Frontalangriffe von Franzosen, Amerikanern und Engländern ge¬ bracht, die nördlich von Villemontoire sowie vor allem zwischen Fere-en Tardenois und Ronchsres zu schweren Kämpfen führten, schließlich aber in der Hauptwiderstandslinie fast überall abgewiesen wurden. Am 29. Juli konnten die Gegner ihren neuen Artillerieaufmarsch so 2s. g»«. weit beendet haben, daß ein allgemeiner starker Angriff erwartet wurde. Westlich von Beugneux sing die Garde-Ersatz-Division einen feindlichen Einbruch im Gegenstoß ab; von Före-en Tardenois nach Südosten bis Sergy ging das Vorfeld verloren, ebenso bei Romigny.