16 Kerchnawe zu einem Erfolge über die öst.-ung. Streitkräfte stets einer 25- bis 150- prozentigen Überlegenheit an Infanterie und Artillerie bedurften, so kann angenommen werden, daß für Österreich-Ungarn zu dem gedachten Zwecke ein Heer ausreichte, das, nach Abrechnung der Sicherungen auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze, im Verein mit der erwähnten deut¬ schen Minimalgruppe an wirklichen Feldtruppen annähernd so stark war wie zwei Drittel des zunächst verfügbaren russischen Feldheeres. Dies war ohne übermäßige Beanspruchung der Wehrkraft und Finanz¬ kraft der Monarchie durchaus möglich. Auch hier darf angenommen werden, daß dies ausgereicht hätte, um Rußland vorsichtig zu machen. Es hätte dann nicht, auf seine bedeutende zahlenmäßige Überlegenheit bauend, den Krieg auch in dem Falle gewagt, wenn keine lebenswich¬ tigen Interessen auf dem Spiele standen. Dann aber waren auch Rußlands Balkantrabanten, die auf die Hilfe des großen Bruders rechneten, sicher vorsichtiger... Zu einer derartigen Heeresverstärkung war eine Er¬ höhung der Zahl der Friedensformationen nicht einmal notwendig. Es genügte in Österreich-Ungarn die Erhöhung der jährlich zum aktiven Dienste eingestellten Leute zwecks Bildung von Reserveformationen, in Deutschland sogar schon ein kleines Hinaufschieben der oberen Grenze der Dienstpflicht für das Feldheer. Ist diesen Notwendigkeiten Rechnung getragen worden ? Die Skizze 2 auf Tafel I zeigt die Zahl der Streiter erster und zweiter Linie, die von den Volksmassen der beiden Parteien zu Kriegsbeginn aufgebracht wurden. Es sind hiebei nicht die Millionen ausgebildeter Männer gerechnet und auch nicht die in den verschiedenen Hilfswaffen und Hilfszweigen der Kriegführung Verwendeten, auch nicht die Kanoniere und die Zahl der Mannschaften jener Formationen, die als Lückenbüßer für versäumte organisatorische Maßnahmen in die erste Linie eingestellt wurden. Die Zahl der ausgebildeten Männer gibt kein klares Bild der Schlagkraft des Heeres, höchstens ein solches von Ersatzmöglichkeiten. Die Zahl der Mannschaften der Hilfswaffen war zwar für die Leistungsfähigkeit eines Heeres von Bedeutung, aber die Schlachten schlugen nicht sie, sondern die „Mann der Fußtruppen", die „Reiter" und die „Geschütze", aus denen sich nach unserem alten Dienstreglement der „Gefechtsstand" zusammen¬ setzte. Von entscheidender Bedeutung ist die Zahl der feuernden Ge¬ schütze, nicht die Zahl an Artilleriemannschaften; es ist von nebensäch¬ licher Bedeutung, ob zu einem Geschütz 15 oder 25 Mann gehören, das richtet sich ganz nach Kaliber, leichterer oder schwererer Art der Be¬ dienung u. dgl. m. Die hier angeführten Zahlen sind daher kleiner als