VORWORT.
Die Literatur über den Krieg hat sich mit unseren Anfangsschlachten
1914 bisher nur wenig befaßt, und wo sie es getan hat, ist dies in einer nur
wenig zutreffenden Weise geschehen. Speziell die Anfangsereignisse in Ost-
galizien und die Schlachten bei Lemberg blieben vielfach mit falschen Vor¬
stellungen verknüpft. Man hat, sehr unberechtigt, diesen Kämpfen die Schuld
gegeben, daß unser Anfangsfeldzug gegen Rußland keinen siegreichen Aus¬
gang gefunden hat.
Die vorliegende Arbeit hat sich die Aufgabe gestellt, eine möglichst um¬
fassende Darstellung der Schlachten bei Lemberg zu geben, auf ihren Zusam¬
menhang mit den Gesamtoperationen hinzuweisen und auch alles anzuführen,
was zur Klärung der dortigen Begebenheiten beitragen kann. Der Wunsch
hiezu ist schon 1914 auf den Schlachtfeldern entstanden, als die damaligen
Ereignisse plötzlich aus dem Rahmen unseres gewohnten militärischen Den¬
kens heraustraten und großes, schicksalhaftes Geschehen deutlich fühlbar
wurde. Persönliche Eindrücke sind daher mit dieser Darstellung verwoben.
Als im Sommer 1919 in den Zeitungen eine Besprechung dieser Ereig¬
nisse zwischen hochgestellten Persönlichkeiten stattfand, hat sich der Ver¬
fasser erlaubt, auf mancherlei Umstände hinzuweisen, die für die Anfangs-
emtwicklung maßgebend waren (Dz. Armee-Ztg. vom 26. Juli 1919): auf
den Einfluß der Grenzkämpfe, das allmähliche Hinausziehen und Herum¬
schieben unserer Truppen; auf das Zusammenbrechen der Grenzsicherung
und die daraus erwachsende Unsicherheit; auf die plötzlich eintretende selb¬
ständige Verwendung großer Teile der 3. Armee im Räume südöstlich Lem¬
berg, ohne inneren Zusammenhang mit der Hauptoperation und auf die
überhastete Durchführung des Angriffes. Die Eindrücke hierüber hatten sich
schon unter den Kriegsereignissen aufgedrängt, und gleichzeitig war damals
auch schon der Mangel an einheitlicher Organisierung der Verteidigung und
Aufklärung in Ostgalizien hervorgetreten. '
Alle diese Erscheinungen mußten auch4$ier den Schlachtenschilderungen
vorangestellt werden, weil sie den Beginn ci¿r Operationen tiefgehend beein¬
flußten. N-/
Im Jahre 1923 erschien der IV. Band von „Feldmarschall Conrad: Aus
meiner Dienstzeit 1906 bis 1918" und gab einen Überblick über die seiner¬
zeitigen Auffassungen und Entschlüsse des AOK., sowohl bezüglich der
Gesamtführung des Krieges als auch über die Führung in Ostgalizien. Am
interessantesten war vielleicht hiebei ^¿¿^¿amals aufgetauchte Idee des