DIE GRUNDPROBLEME DES KRIEGES.- Starke, schon auf den Schlachtfeldern geweckte Eindrücke drängten dazu, den für den Ablauf der Begebenheiten maßgebenden Zusammenhängen nachzugehen. Man sucht die Gründe auf militärischem Gebiete, doch liegt ihre Wurzel außerhalb desselben. Es ist damit nicht nur gemeint, daß die Kräfte, welche selbsttätig immer wieder zum Kampfe drängen, niemals militärischen Ursprunges sind. Auch die Grundlagen, auf denen sich die höheren Bedingungen des Kampfes ent¬ wickeln, kommen aus naturgegebenen Verhältnissen und haben ursprünglich nichts Militärisches an sich. Man muß alle völkerrechtlichen und militärischen Begriffe beiseite lassen, um in Schlachten nichts anderes zu sehen als die höchst gesteigerte Form der Auseinandersetzungen, die zwischen Menschen zeitweilig ent¬ stehen. Der explosive Charakter, der sich dabei geltend macht, kommt sicher nur aus der Stauung der Kräfte, aus den zeitweiligen Einschränkungen, denen Staaten und Gruppen genau so unterworfen sind wie einzelne Menschen. Der Begriff der Schlachten verbindet sich allzu leicht mit den Begriffen Krieg und Staat, und doch hängen diese nicht unbedingt zusammen. Ihr Zusammenhang ist nur ein zeitweiliger, er besteht nur deshalb, weil die Staaten als die stärksten Organisationen die Gewalt für sich in Anspruch nehmen, und auch nur so lange, als die Staaten hiezu die Macht besitzen. Aus den staatlichen Einrichtungen heraus hat sich allmählich der orga¬ nisierte Krieg entwickelt und dieser ist für die Form, in der Schlachten ge¬ schlagen werden, von größter Bedeutung. Das Wesentliche liegt nicht an ihm. Es handelt sich um selbstwirkende Gewalten, die die Menschen aus dem natürlichen Prozesse des Lebens in den Kampf reißen, unbekümmert um staatliche und militärische Organisationen. Die Formen sind wichtig, in erster Linie geht es jedoch um die innere Zusammenfassung der Kräfte> um die Frage der Organisation auf geistigem Gebiet, um die Werbekraft der Ideen, in deren Dienst die Menschen treten oder treten müssen. In der Zusammenfassung der Kräfte, in der Einheitlichkeit und Ge¬ schlossenheit, mit der sie auftreten, und in der Stoßkraft, die sie besitzen, liegt das große Grundprinzip des Kampfes, die Voraussetzung für den Sieg. In gleicher Weise gilt dies, ob der Kampf auf geistigem Gebiet oder mit physischen Mitteln geführt wird: eine Norm, die aus natürlichen Voraus¬ setzungen herrührt, und man kann nicht sagen, daß sie militärischen Ur¬ sprunges sei.