Zerstörung des französischen Zentrums
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sam als Symbol des Niedergangs des ehemals so bedeutungsvollen na
tionalen Zentrums, über die Schwelle der „neuen Zeit“ treten. Das
durch die Schicksalsschläge des XIV. und XV. Jahrhunderts der Zer
störung anheimgefallene jüdische Frankreich sollte erst am Vorabend
der neuesten Geschichte, während der großen französischen Revolu
tion, als Brenn- und Mittelpunkt der ersten bürgerlichen Emanzipation
zu neuem Leben erstehen, doch sollte die französische Judenheit auch
nach dieser einschneidenden Wendung nie mehr zur Trägerin der
national-kulturellen Hegemonie werden.
§ 42. Der Untergang der jüdischen Kultur in Frankreich
Das alte jüdische Zentrum in Frankreich siechte langsam dahin.
Die jüdische Kultur lag hier im XIV. Jahrhundert schwer dar
nieder. Zwar kam es in dieser Periode hin und wieder zu einem Auf
schwung im inneren Gemeindeleben und zu einer neuen Anspannung
der geistigen Schaffensenergie, doch verkündete dieses jähe Aufflak
kern nur das baldige unabwendbare Erlöschen der einst so helles
Licht ausstrahlenden Leuchte.
Eine solche vorübergehende Neubelebung des dem Untergang ge
weihten Organismus machte sich auf dem Gebiete der Gemeindeauto
nomie namentlich nach der Restauration vom Jahre i36o bemerkbar,
als die französischen Könige die Juden um jeden Preis in ihr Land
zu locken bestrebt waren und die Erweiterung der jüdischen Selbst
verwaltung ihnen als ein besonders geeignetes Lockmittel erschien.
Den Gemeinden wurde uneingeschränkte innere Freiheit zugesichert
und den Rabbinern weitestgehende richterliche Gewalt eingeräumt.
Mit dem Beistand der schon erwähnten Generalsteuereinnehmer Ma-
necier de Vesoul und Denis Quinon gelang es denn auch Mattathias
Provenci (um i36o—i38o) als dem offiziell anerkannten Rabbiner
Frankreichs, die Gemeinden des Nordens und des Südens zu einem
festgefügten nationalen Verband zusammenzuschließen. Wohl auf die
Dauerhaftigkeit der neuen Restauration bauend, ging der in Paris an
sässig gewordene Rabbiner Mattathias auch an die Errichtung einer
Heimstätte für die Talmudwissenschaft in Frankreich. So erstand in
Paris ein Lehrhaus zur Ausbildung von Rabbinern, die Mattathias
dann den einzelnen Gemeinden als Lehrer und Richter zuwies. Nach
seinem Ableben wurde die Würde des Oberrabbiners seinem Sohne