Das spanische Zentrum im XIV. Jahrhundert
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dieses Jahres gestattete er der Gemeinde von Barcelona, sechzig Ver
bann tenfamilien Zuflucht zu gewähren und erstreckte später diese
Erlaubnis auch auf andere Städte. Als Herr der französischen Stadt
Montpellier teilte sich zwar Jakob II. mit dem französischen König
Philipp dem Schönen in den Gewinn, der von diesem beim Verkauf
der beschlagnahmten jüdischen Häuser erzielt worden war (1807),
doch wollte er in seinem aragonischen Stammlande selbst weder Will
kürmaßnahmen der Behörden noch Volksexzesse dulden. Als während
des „Kreuzzuges“ der Pastorellen im Jahre i320, durch den die jü
dischen Gemeinden Frankreichs so schwer in Mitleidenschaft gezogen
wurden (unten, § 39), die Banden der Fanatiker in das benachbarte
Aragonien einbrachen und dort die jüdischen Gemeinden in den
Städten Jaca und Montclus verheerten, so daß die Gefahr auch für
die anderen Gemeinden akut wurde, unterdrückte der Infant Alfons
auf königlichen Befehl mit raschem Zugriff die um sich greifende
Bewegung und trieb die französischen Mordbrenner aus dem Lande.
Viele vor den neuen Schrecken aus Frankreich geflüchtete Juden fan
den ein Asyl in den Besitzungen der aragonischen Feudalherren. Viel
schwerer war es, der in eine Massenpsychose ausgearteten Volksbe
wegung des Jahres i348 Herr zu werden, als nach Spanien zusam
men mit der wütenden Pest, dem sogenannten „Schwarzen Tod“, aus
den anderen europäischen Ländern auch die Seuche des Judenhasses,
die Fabel von der Quellen- und Brunnenvergiftung durch die Ju
den eindrang (unten, § 44)- Im Juni i348 hatte bereits in Bar
celona ein Judengemetzel begonnen, das von den Stadtbehörden nur
mit größter Anstrengung unterdrückt werden konnte. Noch größeren
Schaden erlitten die anderen Gemeinden Kataloniens: Lerida, Ge~
rona, Tarragona, Cervera, wo Hunderte von Juden der Raserei der
Christen zum Opfer fielen und der jüdische Besitz völlig ausgeplün
dert wurde. Die Katastrophe scheint auf ihren katalonischen Herd
beschränkt worden zu sein und die übrigen Provinzen nicht berührt
zu haben.
Den aragonischen Gebietern des XIV. Jahrhunderts standen zwar,
wie erwähnt, keine jüdischen Finanzagenten als „Staatsschatzmeister“
zur Seite, doch pflegten auch sie in weniger exponierte Ämter häufig
Juden einzusetzen. So wird in den königlichen Akten wiederholt jü
discher Leibärzte, Dolmetscher sowie diplomatischer Zwischenträger
Erwähnung getan, die an den Höfen der maurischen Herren von