§ 35. Die Erfolge der klerikalen Reaktion
245
genden, die ihren Vorgängern vom Schlage eines Chasdai ihn Schaprut
oder Samuel ha’Nagid zu so hohem Ruhme gereichten. Waren doch
die Würdenträger der neuesten Prägung vor allem darauf bedacht, in
Luxus zu schwelgen, glanzvoll aufzutreten und es überhaupt in jeder
Weise den kastilischen Granden gleichzutun. Sie beachteten kaum,
daß sie durch ihre Lebensweise nur Neid und Haß bei der christlichen
Bevölkerung erweckten, die sich sagen mußte: „Wie wissen doch die
Juden sich zu bereichern; bald werden sie alle miteinander Granden
werden!“ Der rasche wirtschaftliche Aufstieg einzelner Juden, der
nicht immer mit einwandfreien Mitteln erreicht zu werden pflegte,
wurde der gesamten Judenheit zur Last gelegt. Daß an der Hoch
finanz jener Zeit in der Tat viel auszusetzen war, erfahren wir übri
gens auch aus einer jüdischen Quelle, von dem Schriftsteller der fol
genden Generation Salomo Alami, der in seiner i4i5 verfaßten „Be
zichtigungsschrift“ („Iggereth ha’mussar“) folgendes zu erzählen
weiß: „Es war durchaus kein ehrliches Leben, das viele Repräsen
tanten unserer Gesellschaft führten, jene Vornehmen, die sich an den
königlichen Höfen als Führer (der Judenheit) auf spielten. Die Kö
nige erhoben sie zu hohen Ämtern, vertrauten ihnen die Schlüssel
ihrer Schatzkammern an, sie aber wurden durch den ihnen zuteil ge
wordenen Reichtum hochnäsig und wollten sich an ihre einstige Ar
mut und Erniedrigung nicht mehr erinnern. Sie ließen sich Paläste
erbauen, spannten vor ihre Wagen die herrlichsten Maultiere, ihre
Frauen und Töchter begannen sich gleich vornehmen Damen aufzu
putzen und mit ihrem Schmuck zu protzen. Diese Leute waren voller
Verachtung für Wissenschaft, Arbeit und Handwerk und zogen ihnen
Müßiggang, Hochmut und gleisnerischen Prunk vor . . . Zugleich
waren sie von gegenseitiger Mißgunst erfüllt und verleumdeten ein
ander vor den Königen und Großen, ohne zu merken, daß sie sich da
durch selbst ins Verderben stürzten . . . Die kleinen Leute wurden
aber von ihnen ausgebeutet und geplündert. Sie trachteten allein da
nach, die Steuerlasten von sich auf die Unbemittelten abzuwälzen.
Durch ihr ganzes Benehmen entwürdigten sie sich in den Augen ihrer
Feinde, die nur auf die Gelegenheit warteten, um sich ihrer zu ent
ledigen und sie mit Schimpf und Schmach aus den Palästen der Kö
nige und der Großen zu vertreiben“.
Diese unverblümte Schilderung eines Zeitgenossen wirft ein helles
Licht sowohl auf die Geschicke der jüdischen Hof würden träger frü