48 7 § 67. Ägypten und Palästina unberührt 1 ). Die beiden „Nagidim“ genossen hohes Ansehen weit über die Grenzen Ägyptens hinaus. Dagegen ist uns von den „Nagi dim“ des XIY. und XV. Jahrhunderts nur sehr wenig bekannt, und ihre Bedeutung scheint sich auf ihre unmittelbare Wirkungsstätte be schränkt zu haben. Auch über das geistige Schaffen dringt aus die ser den Orient in tiefstes Nachtdunkel hüllenden Zeit keinerlei Nach richt zu uns. Den natürlichen geistigen Mittelpunkt hätte hier die ägyptische Provinz Palästina bilden müssen, doch hatte sich auch ihrer die Lethargie des ausgehenden Mittelalters bemächtigt. Unter den sich im Orient vollziehenden politischen Umwälzungen hatte Palästina am schwersten zu leiden. Auch nachdem Saladin dem Königreich Jerusalem ein Ende gemacht hatte, hielten die Kämpfe zwischen Ägypten und den Kreuzfahrern noch ein ganzes Jahrhun dert lang an. Von Europa aus wurde eine Reihe von Kreuzzügen un ternommen, um den Muselmanen die geheiligten Stätten von neuem zu entreißen. Die Wiederherstellung des Königreichs Jerusalem sollte zwar den Christen nicht mehr gelingen, doch spielte ihnen das Kriegs glück manchmal einen Teil der palästinensischen Küste in die Hände, und im Jahre 1229 trat der ägyptische Sultan Kamil dem Kaiser Friedrich II. sogar Jerusalem selbst ab. Im Jahre 12 44 wurde die Stadt von den chowaresmischen Tataren erobert und ausgeplündert. Drei Jahre später wieder Ägypten zugefallen, wurde Jerusalem bald darauf von den Schrecken der Mongoleninvasion heimgesucht, die wie ein Sturm über Palästina und Syrien dahinbrauste. Als der Pil ger aus dem Westen, der berühmte Ramban (Nachmanides), im Jahre 1267 nach Jerusalem kam, fand er dort nichts als Trümmer. „Groß ist die Verwüstung — schrieb er an seinen Sohn nach Spanien — und je heiliger die Stätte, desto größer die Verheerung. Am schwersten ist Jerusalem heimgesucht, Judäa ist mehr verwüstet als Galiläa“. Unter der dezimierten christlichen und muselmanischen Bevölkerung der Heiligen Stadt fand Ramban nur zwei Juden, die Pächter einer dem ägyptischen Emir gehörenden Färberei waren. An den Sabbat tagen pflegten diese zwei Jerusalemer Juden in Gemeinschaft mit ihren Glaubensgenossen aus der Umgegend in der vorgeschriebenen !) Abraham Maimonides sollte noch die Verbrennung der Schriften seines Vaters miterleben. Die Nachricht von der in Frankreich geschehenen Untat bewog ihn, eine polemische Abhandlung, ,,Die Kriege des Herrn“ („Milchamoth Adonai*) zu schreiben, um das Andenken des Schöpfers des „Buches der Erkenntnis“ und des „Führers“ vor der Verketzerung in Schutz zu nehmen (i235).