482 Osteuropa und der jüdische Orient Staatsgewalt gegenüber geriet Kapsali einst in einen scharfen Kon flikt auch mit offiziellen Vertretern des Judentums. Um i488 ttaf nämlich in Konstantinopel ein Rabbiner aus Jerusalem ein, der Kap sali um die Erlaubnis bat, in der Türkei für seine Landsleute Spenden sammeln zu dürfen. Das offizielle Haupt der türkischen Judenheit gab jedoch dieser Bitte aus politischen Erwägungen nicht statt: da Palästina damals unter der Herrschaft der von dem türkischen Sultan bekriegten ägyptischen Mamelucken stand, konnte die Kollekte zu gunsten der Palästinenser die Juden leicht in den Verdacht des Lan desverrates bringen. Die Gründe des Konstantinopeler Rabbiners wur den indessen mißverstanden, und sein Verbot löste nicht nur an Ort und Stelle, sondern sogar in Italien eine lebhafte Agitation gegen ihn aus. Der schon erwähnte Rabbiner von Mantua, Joseph Kolon, be zichtigte Kapsali der mangelhaften Kenntnis des Talmud und ins*- besondere der Mißachtung des Gesetzes in seiner Ehescheidungs sachen betreffenden Rechtsprechung. Es fanden sich jedoch andere Rabbiner, die die Grundlosigkeit all dieser Beschuldigungen nach wiesen und Kapsali das Zeugnis ausstellten, daß er nicht nur ein hervorragender Gelehrter, sondern auch ein wahrer Freund des Vol kes sei, so daß der zwei Jahre lang umstrittene gute Ruf des Kon stantinopeler Rabbiners schließlich völlig wiederhergestellt wurde. Um die gleiche Zeit machte sich in Konstantinopel auch unter den alteingesessenen Karäern ein regeres Leben bemerkbar. Die Vertreter der karäischen Gemeinde traten mit den ortsansässigen Talmud gelehrten in unmittelbaren Verkehr, manche begannen sogar den Tal mud zu studieren und waren bereit, den Rabbinern in der Thora erklärung weitestgehende Zugeständnisse zu machen. Zu den hervor ragendsten karäischen Glaubenslehrern jener Zeit gehörte Elias Ba- schizi, der Verfasser des karäischen Gesetzeskodex „Adereth Elijahu“, sowie sein Jünger Kaleb Afendopolo, der nicht nur ein hochgebildeter Theologe, sondern auch ein Dichter war. Baschizi unterhielt freund schaftliche Beziehungen mit dem Rabbiner Mardochai Comatiano (gest. um 1487), der sich sowohl als Mathematiker wie auch durch einen nach der Methode des Abraham ibn Esra abgefaßten und vo;n freiheitlichem Forschergeiste zeugenden Bibelkommentar einen Na men machte. Die von einigen Führern der Rabbaniten wie der Karäer bekundete Weitherzigkeit ließ bei vielen die Hoffnung erstehen, daß die beiden seit Jahrhunderten ihre eigenen Wege wandelnden Teile