Osteuropa und der jüdische Orient die Freiheit wieder zurück. Den jüdischen Gemeinden von Konstanti nopel und anderen türkischen Städten strömten denn auch bald große Scharen von Auswanderern aus den Ländern des Westens zu, wo um jene Zeit die Juden fast überall den schlimmsten Verfolgungen aus gesetzt waren. Die Flüchtlinge aus dem christlichen Europa, die inzwischen in Adrianopel und Konstantinopel seßhaft geworden waren, versäumten nicht, ihre Landsleute auf die neue Zufluchtsstätte aufmerksam zu machen. Einer der Auswanderer aus Deutschland, R. Isaak Zarfali, wandte sich an seine Stammesgenossen in Deutschland und Öster reich sogär mit einem besonderen Aufruf, in dem er sie zur Über siedlung in das türkische Herrschaftsgebiet aufforderte (um 1470 bis i48o). Das Sendschreiben ging auf die Anregung zweier aus Deutschland gekommener Juden zurück, die Zarfati von der immer bedrohlicher werdenden Lage der dortigen jüdischen Gemeinden in Kenntnis setzten. In seinem Aufruf an „den Überrest Israels in den Städten des Schwabenlandes, der Rheinlande, Steiermarks, Mäh rens und Ungarns“ ließ sich Isaak Zarfati folgendermaßen verneh men : „Ich habe von der schweren Bedrängnis gehört, unter der unsere Brüder in Deutschland nach wie vor zu leiden haben, von den Ge walttaten und Ausweisungen, zu denen es alltäglich in den verschier denen Städten kommt und deren Ende nicht abzusehen ist . . . So glaube ich denn, daß ich nach der Türkei, diesem Lande des Über flusses, nur aus dem Grunde verschlagen worden bin, um euch nach göttlichem Ratschluß Rettung zu bringen. Durch die Türkei führt der gangbarste Weg nach Jerusalem, der tagtäglich von Scharen musel manischer und jüdischer Kaufleute benutzt wird. Seid also nicht träge und säumet nicht! Man atmet hier viel leichter als in Deutsch land und in den Nachbarländern. Dort werdet ihr unablässig von bös willigen Verleumdungen verfolgt. Der Jude darf dort an ihren Feier tagen nicht seinem Gewerbe nachgehen, der Krämer nicht seinen Laden offen halten. Seid doch nicht so schläfrig! Macht euch auf den Weg und erbet das euch von Gott verheißene Land, denn es naht der Tag, da Israel erblühen wird, und da sich versammeln Verden, die im deutschen Lande schmachten und die nach dem Franzosenlande verschlagen sind, um auf dem heiligen Berge zu Jerusalem vor Gott niederzuknien“. Die Betonung der Nähe Palästinas (das damals noch unter ägyptischer Herrschaft stand) sowie der messianische Einschlag 48o