§ 66. Das neue Zentrum in der Türkei 477 dem die vierzigtägige Trauer um war, mußte der jüdische Gelehrte sein Selbstvertrauen mit dem Tode büßen. Auf Befehl des Großfür sten wurde Messer Leon auf dem Moskauer Richtplatz vor dem ver sammelten Volke geköpft. Dem Volke von Moskau galten sowohl der gelehrte Theologe Sa- charia wie der Arzt Leon als abgefeimte Schwarz- und Zauberkünst ler. Das Schisma der Judaisierenden flößte der Menge eine aber gläubische Furcht vor den Juden ein, welche ihr nur vom Hörensagen bekannt waren. Angesichts solcher Vorurteile und der herrschenden rohen Sitten konnten die Juden im moskowitischen Reiche unmög lich auf Gastfreundschaft rechnen. Noch in viel späterer Zeit wurde ihnen die Einreise nach Moskowien aus dem Grunde verwehrt, „weil sie einstmals unsere Landsleute vom Christentum abgebracht haben“. § 66. Das neue Zentrum in der Türkei Zu der Zeit, da in den christlichen Ländern die alten Heimstätten der Diaspora, eine nach der anderen, der Zerstörung anheimfielen, erstand für die gehetzte Nation in dem muselmanischen Reiche, das gegen Ausgang des Mittelalters auf den Trümmern des in sich zu sammengestürzten Byzanz errichtet worden war, eine neue, sichere Zufluchtsstätte. Das Ende des griechischen Kaiserreiches kam durch aus nicht überraschend. Das Haus der Paläologen, das nach dem Zwischenspiel des lateinischen Kaisertums (§ 3i) das griechische Byzanz wiederhergestellt hatte, vermochte den fortschreitenden Auf lösungsprozeß nicht mehr aufzuhalten. Das von den zwei italienischen Handelsrepubliken Venedig und Genua wirtschaftlich abhängige und durch die auf der Balkanhalbinsel selbst zwischen Griechen und Sla wen wütenden Kämpfe zerfleischte Byzanz vermochte den von Osten her vordringenden Osmanen nicht standzuhalten. Nachdem es im XIII. Jahrhundert den Archipel an Venedig abgetreten hatte, mußte es seit dem XIV. Jahrhundert eine Provinz nach der anderen den Türken überlassen. Schon zur Zeit des Sultans Orchan (i32Ö—i36o) unterwarfen die türkischen Eroberer den größten Teil von Klein asien der Gewalt ihrer Waffen. Der angestammte Judenhaß der grie chischen Herrscher veranlaßte die Juden, den neuen Eroberern mit Freundschaft zu begegnen, und auch die Türken betrachteten die jü dische Landesbevölkerung als ihre natürlichen Verbündeten. Unter Sul