470 Osteuropa und der jüdische Orient Kasimierz (Kasimir) anwies. Sn entstand vor den Toren der Reichs hauptstadt ein abgeschlossenes jüdisches Städtchen, das Jahrhunderte hindurch, bis in das XIX. Jahrhundert hinein, ein streng abgeschiede nes Dasein führte und mit der „Außenwelt“ nur durch wirtschaft liche Beziehungen verbunden war. Im Gegensatz zu seinem Bruder zeigte sich der Großfürst von Litauen, Alexander, den Juden gegenüber zunächst durchaus ent gegenkommend. Im Jahre 1492 bestätigte er auf die Bitten der Ka- räer von Troki hin den ihnen von Kasimir dem Jagellonen verliehe nen Freibrief, dem er sogar manche neue Vergünstigungen hinzu fügte. Den litauischen Juden wurden nach wie vor verschiedene groß fürstliche Regale, insbesondere die Grenzzölle, bereitwillig in Pacht gegeben. Alexander löste die von seinem Vater jüdischen Finanziers gegenüber eingegangenen Verpflichtungen pünktlich ein und nahm keinen Anstand, auch selbst bei ihnen Anleihen aufzunehmen. Um so überraschender mußte angesichts eines solchen auf beiderseitigem Nutzen sich gründenden Verhältnisses das im Jahre i495 vom Groß fürsten erlassene Dekret wirken, das die Juden zum baldigsten Aus zug aus dem gesamten litauischen Herrschaftsbereiche aufforderte. Es bleibt unklar, ob die grausame Maßnahme durch den Einfluß der klerikalen Partei oder aber dadurch hervorgerufen wurde, daß der Fürst nebst den Magnaten, die bei den Juden stark verschuldet wa ren, ihre lästigen Gläubiger loswerden und sich vielleicht gar, gleich den französischen Königen der Vorzeit, an jüdischem Besitz be reichern wollten. Auch mochte hierbei das drei Jahre früher von Spanien gegebene Beispiel sowie die ständigen Ausweisungen aus ver schiedenen Städten des benachbarten Deutschland nicht ohne Ein wirkung geblieben sein. Wie dem auch sein mag, Tatsache ist, daß Fürst Alexander den gesamten unbeweglichen Besitz der aus den Be zirken von Grodno, Brest, Luzk und Troki ausgewiesenen Juden kur zerhand einziehen ließ und mit einem Teil der Beute ihre christ lichen Nachbarn beschenkte. Die Mehrzahl der Vertriebenen ließ sich mit Genehmigung des Königs Jan-Albrecht in den benachbarten pol nischen Städten nieder, während der Rest, namentlich die in Wol hynien und in Kiew Beheimateten nach der Krim zogen, mit dessen Handelszentrum Kaffa sie schon von früher her Beziehungen unter hielten. Kaum waren jedoch einige Jahre vergangen, als Alexander zusammen mit der ihm von seinem Bruder hinterlassenen polnischen