Osteuropa und der jüdische Orient mitten in der Hauptstadt Krakau kommen ließen, sah sich der König genötigt, den Verfolgten seinen Schutz zu gewähren. Der Wohlstand der Krakauer Juden war nämlich ihren Widersachern schon längst ein Dorn im Auge. Viele der Bürgersleute waren bei ihren jüdischen Gläubigern stark verschuldet, und die säumigen Schuldner sannen darauf, die Herausgabe ihrer Faustpfänder und die Vernichtung der Schuldverschreibungen durch ein in Deutschland schon längst er probtes Mittel, die Judenhetze, zu erzwingen. Zunächst mußte aber der Boden dazu gründlich vorbereitet werden. So sprengte man denn das Gerücht aus, daß die Juden Falschmünzerei trieben, und es ge lang bald, einen Juden mit einer falschen Münze zu erwischen, wor auf man dem „Schuldigen“ einen Kranz aus solchen Geldmünzen um den Kopf band und ihn auf dem Scheiterhaufen sterben ließ (i4o6). Ein Jahr später tat der Priester Budek von der Kirchenkanzel herab die folgende Neuigkeit kund: „Die Krakauer Juden haben in der vergangenen Nacht ein christliches Kind ermordet, um dessen Blut zu schänden; überdies haben sie nach einem Priester, der mit einem Kruzifix in der Hand auf dem Wege zu einem Kranken war, mit Steinen geworfen“. Sobald die Andächtigen dies vernommen hat ten, stürzten sie, ohne Zeit zu verlieren, zur Judengasse und begannen die jüdischen Häuser zu plündern. Die königlichen Behörden mit dem Starosta (dem Gouverneur) und dem Kastellan an der Spitze eilten jedoch den Juden zu Hilfe und unterdrückten die Volksunruhen mit bewaffneter Macht. Einige Stunden später ertönte aber auf dem Rathausturm die Sturmglocke, und die Stadtbevölkerung glaubte durch dieses Alarmsignal vom Magistrat zu einem neuen Überfall auf gefordert worden zu sein. Nunmehr rannte das Volk in hellen Scha ren zum Schauplatz der eben beigelegten Tumulte, um sich an den Juden durch Mord und Plünderung zu rächen. Einige der Verfolgten schlossen sich in der Kirche der Hl. Anna ein, mußten sich jedoch bald ergeben, da die Menge die Kirche in Brand zu stecken drohte. Es gab auch solche, die, vom Tode bedroht, die Taufe annahmen. „In den Häusern der Juden fand man — wie der polnische Annalist Dlugosz berichtet — reiche Schätze und Haufen von Kostbarkeiten, an denen sich viele von den plündernden Christen bereicherten. Nach der Unterdrückung der Unruhen fand man auf ihren (der Christen) Hö fen nicht wenig Wertgegenstände, die im Sande und in den Müll gruben versteckt waren“. Der über die schweren Ausschreitungen in 46o