419 § 58. Die römische Gemeinde italienischen Gemeinden vertretenden Abordnung, die bei dem neu erwählten Papste Martin V. die Bestätigung der altverbrieften Vor rechte sowie die Gewährung neuer Freiheiten erwirken sollte. Zur Deckung der damit verbundenen „bewußten“ Unkosten hatte jede Gemeinde entsprechend der Zahl der ihr angehörenden Familien einen besonderen Beitrag zur Verfügung zu stellen. Der Mission, mit der die Abordnung betraut worden war, kam eine überaus wichtige Be deutung nicht allein für die italienischen Juden, sondern auch für ihre Stammesgenossen in den anderen Ländern, namentlich in Spa nien zu, wo die Nachwehen des von den Mitstreitern des abgesetzten Gegenpapstes Benedikt XIII. ausgeübten Bekehrungsterrors (§§ 49 bis 5o) noch lange nicht überwunden waren. Aber auch in Italien selbst begann sich um jene Zeit eine von den Dominikanern betrie bene Missionspropaganda zu regen, die für die jüdische Bevölkerung die schwersten Gefahren in sich barg. In dieser Hinsicht waren die Bemühungen der jüdischen Abordnung von Erfolg gekrönt. Schon vor seinem Einzug in Rom erließ Martin V. eine Bulle (Ja nuar i4i9), in der er jede Anwendung von Gewalt in Sachen des Glaubens strikt untersagte. Nach dem neuen Erlasse durften die Ju den in den Synagogen nicht belästigt, zur Taufe nicht gezwungen, bei der Feier ihrer Feste nicht gestört, sowie zum Begehen der christ lichen Feiertage in keiner Weise genötigt werden; auch durften ihnen keine neuen Abzeichen außer den bereits von früher her üblichen auf genötigt werden, wobei den reisenden Kaufleuten, soweit es ihrem Geschäfte zum Schaden gereichte, auch das alte „Judenzeichen“ nach Möglichkeit erlassen werden sollte. Im Jahre 1429 beschwerten sich die italienischen Juden beim Papste über die predigenden Mönche, die das christliche Volk dazu aufforderten, mit den Juden keinerlei Beziehungen zu unterhalten, ihnen keine Dienste zu leisten und auch die Dienste der Juden nicht in Anspruch zu nehmen, wodurch im mer wieder Konflikte und Gewalttaten heraufbeschworen würden. Der Papst versäumte zwar nicht, durch eine neue Bulle die Verhet zung zu untersagen, konnte jedoch hierbei die folgende obligate Be merkung nicht unterdrücken: „Ungeachtet dessen, daß die in den verschiedenen Weltteilen als Zeugnis von Jesus Christus von der hei ligen Kirche geduldeten Juden es vorziehen, bei ihrer Hartnäckigkeit und Verblendung zu beharren und es ablehnen, in die Worte der Propheten und in die Geheimnisse der Heiligen Schrift einzudrin 27*