4i6 Italien zur Zeit der Frührenaissance Aristokratie errungenen Sieg und die von ihm verkündete republika nische Freiheit mit hellem Jubel, doch sollte sie sich bald davon über zeugen, daß die schönen Reden über die auferstandene Größe des alten Rom die wirtschaftliche Zerrüttung und das Elend der Volks massen keineswegs zu beseitigen vermochten. So wurde denn der Volkstribun schließlich von dem allen Demagogen beschiedenen Lose ereilt: dieselbe Menge, die ihn auf den Gipfel der Macht erhoben hatte, stürzte ihn von dieser Höhe bald in den tiefsten Abgrund her ab. Der Revolutionsheld, der Sohn einer armen römischen Wasser trägerin, die in der Nähe der Synagoge ihren Wohnsitz hatte, scheint unter den Juden nicht wenige Anhänger gehabt zu haben. So soll bei einer von der dem Tribun feindlichen Partei angezettelten Erhebung ein ihm ergebener Jude den ganzen Tag hindurch die Sturmglocke geläutet haben, um das Volk zur Verteidigung seines Günstlings auf zurufen. Dies hinderte jedoch den aus Rom geflüchteten und dann als Diktator in die Stadt zurückgekehrten Rienzi nicht, durch die von ihm verfügten Requisitionen in erster Linie die Juden zu brand schatzen. Als das Volk von Rom Rienzi schließlich ermordete und auf Befehl des Patrizierhauses Colonna seine Leiche auf dem Schei terhaufen verbrannte, wurden die Juden gezwungen, das Feuer zu schüren. Indessen fehlt uns jede Nachricht darüber, daß die italieni schen Juden in diesen Jahren, als ihre Brüder in Deutschland wegen der angeblichen Schuld am „Schwarzen Tode“ so schwer zu leiden hatten (i348—49), in Italien, das von der Seuche gleichfalls heim gesucht wurde, irgendwelchen besonderen Verfolgungen ausgesetzt gewesen wären. Nachdem die Päpste aus ihrer „Gefangenschaft“ in Avignon nach der römischen Residenz zurückgekehrt waren, kehrten in die Stadt nach und nach wieder geordnetere Zustände ein, doch sollten noch etwa fünfzig Jahre vergehen, bis Ruhe und Ordnung endgültig ge sichert waren. Die Kirche hatte nämlich vorerst selbst unter dem „großen Schisma“ (1878—1417) zu leiden, da jedem der römi schen Päpste ein Gegenpapst in Avignon und zuweilen sogar zwei Ri valen zugleich in Frankreich oder Spanien gegenüberstanden. In die ser ganzen Zeitspanne pflegten die römischen Päpste der jüdischen Gemeinde, die durch bei der Kurie hochangesehene Ärzte vertreten war, in der Regel weitgehende Protektion zu gewähren. Den bekann ten Kanons und Bullen zum Trotz nahmen die römischen Christen