3 7 5 § 53. Portugal als Zufluchtsstätte der spanischen Juden daß die Juden seidene Gewänder trügen; die Lissaboner Ständever sammlung erachtete es als unziemend, daß die Juden an Sonntagen auf Mauleseln ritten und hierbei die Dienste christlicher Treiber in Anspruch nähmen (i455); die Cortes von Coimbra faßten den Be schluß, daß den Juden die Pacht kirchlicher Ländereien entzogen, daß ihnen kein Land zur Errichtung von Synagogen verkauft wer den dürfe und daß das rabbinische Gericht für die Schlichtung von Vermögensstreitigkeiten zwischen Juden und Christen, auch wenn ein Christ selbst das jüdische Gericht anrufen sollte, als unzuständig gel ten sollte (i473). Alfons V. trug indessen diesen von ständischem und religiösem Haß inspirierten Entscheidungen nur wenig Rech nung. Die allgemeinen Staatsinteressen gingen ihm über die Sonder bestrebungen der einzelnen Stände und er zog daher begabte Männer aus den gebildeten jüdischen Kreisen gern zum Staatsdienst heran. Besonders nahe stand dem Hofe die angesehene Familie Ibn Jach ja, deren Mitglieder sich noch Jahrhunderte hindurch auf verschiede nen Gebieten rühmlichst hervortaten. Mit einem Vertreter dieses Hau ses, dem „weisen Juden“ Joseph ibn Jachja, pflegte sich Alfons oft über religiöse und wissenschaftliche Fragen zu unterhalten. Bei einer dieser Unterredungen soll der König dem Joseph vorgeworfen haben, daß er seine Glaubensgenossen nicht vom Hang zur Bereicherung und insbesondere von der Prunksucht abzubringen versuche, die die Miß gunst der Christen erwecke und sie glauben mache, daß die Juden von leicht gewonnener „Beute“ lebten. „Übrigens — fügte der König hinzu — weiß ich wohl, daß ich von dir nichts zu erwarten habe, denn nur das Grab oder eine neue Hetze vermag euch eines bessern zu belehren; erst dann werdet ihr wohl über eure Taten Reue emp finden“. Dieser von einem zeitgenössischen jüdischen Chronisten fest gehaltene Vorwurf 1 ) kennzeichnet treffend die unter den wohlhaben den Klassen herrschenden Laster, die auch von den jüdischen Schrift stellern dieser Epoche häufig gegeißelt werden. Eine einflußreiche Stellung am Hofe Alfons’ V. nahm auch einer der hervorragendsten Repräsentanten des sephardischen Judentums, Don Isaak Abravanel (i43 7 —i5o8) ein, dessen Name mit den ver hängnisvollen Ereignissen jener Zeit aufs engste verflochten ist. Die 1 ) „Schebet Jehuda“, Nr. 65, wenn man nämlich annehmen will, daß der in dieser Chronik wiedergegebene Bericht tatsächlich den Notizen des Jehnda ibn Verga entnommen ist.