366 Der Zusammenbruch des jüdischen Zentrums in Spanien i[[2Q auf dem Konzil zu Tortosa, gegen solche „Judaisierende“ ener gische Maßnahmen zu ergreifen. Allein neben den „geheimen Juden“, die ihre unfreiwillige Abtrünnigkeit mit den größten Seelenqualen erkauften, gab es andererseits nicht wenig Konvertiten, die aus ihrer neuen Lage den größtmöglichen Vorteil zu ziehen suchten. Im Ge nüsse des Vollbürgerrechtes, häuften sie durch ihre Handelstätigkeit große Reichtümer an, erwarben herrschaftliche Besitzungen, bekleide ten hohe Ämter in der Zivilverwaltung, in der Armee und sogar in der Kirche und verschwägerten sich häufig mit den vornehmsten spa nischen Familien. Dieser Gruppe eben entstammten solche geschwo rene Feinde des Judentums wie Geronimo de Santa-Fe oder Paul von Burgos und seine Abkömmlinge. Indessen bildeten sie auch un ter den Strebern nur eine seltene Ausnahmeerscheinung, während in der Regel auch hier die Verbindung mit den verlassenen Stam mesbrüdern Generationen hindurch in der einen oder anderen Weise aufrechterhalten wurde, um so mehr als viele dieser assimilierten Konvertiten noch immer Verwandte unter den Juden zählten und auch ihre Sympathien für das Judentum noch nicht gänzlich er loschen waren. So war es nur natürlich, daß in der spanischen Ge sellschaft, in der der Einfluß dieser fremdartigen Elemente in ste tem Wachsen begriffen war, ein unterschiedslos gegen alle Konver titen gerichtetes, mit Angst vermischtes Mißtrauen immer weiter um sich zu greifen begann. Geheimer Sympathien für das Judentum wurden sogar diejenigen verdächtigt, bei denen jede Spur solcher Gefühle schon längst verwischt war. Man witterte überall ein Ränke spiel der „inneren Feinde der Kirche“. Den „Neuchristen“ oder „Gon versos“ legte man nunmehr den Beinamen Marranen (maranos oder marranos) zu, was auf spanisch so viel wie „Verdammte“ oder „Schweine“ hieß. Es kam der Augenblick, da man die sich offen zu ihrer Religion bekennenden Juden in Ruhe ließ, um mit desto größerem Eifer mit den viel „schädlicher“ scheinenden geheimen Ju den ins Gericht zu gehen. Die Bewegung gegen die Marranen verriet zunächst eher einen sozialen und wirtschaftlichen als einen religiösen Charakter. Sie kam zuerst in der Hauptstadt Kastiliens, Toledo, im März i449 zum Aus bruch. Die Ereignisse verliefen folgendermaßen. Der Kanzler Alvaro de Luna forderte von der Stadt für Landesverteidigungszwecke die Summe von einer Million Maravedi, stieß aber auf den Widerstand