Der Zusammenbruch des jüdischen Zentrums in Spanien 36o gen Ende seines Lebens auch der andere Renegat, der früher, im Vollbesitze seiner Macht, das von ihm verratene Volk mit dem Schwerte der Staatsgewalt bekriegte. Der nach der Aufhebung der Regentschaft in Kastilien seiner Macht endgültig beraubte greise Pau lus von Burgos fand nämlich die Muße, ein Buch unter dem Titel: „Gespräch zwischen Paulus und Saulus gegen die Judäer“ oder „Die Prüfung der Schrift“ (Scrutinium Scripturarum) zu schreiben, in dem es unter anderem heißt, daß alle den spanischen Juden seit der Zeit des berüchtigten Martinez beschiedene Bedrängnis als eine wohl verdiente Strafe für die Kreuzigung Christi zu betrachten sei. Paulus selbst hat jedenfalls nichts unterlassen, um, in den Fußstapfen des Martinez wandelnd, die Leiden seiner ehemaligen Glaubensgenossen nach Kräften zu verschärfen. § 51. Die zeitweilige Restauration (1U15—lh5U) Nach dem überstandenen Ungemach war den jüdischen Gemein den Spaniens von neuem eine kurze Atempause vergönnt. Der auf dem Konstanzer Konzil neugewählte Papst Martin V. untersagte, vor allem mit Rücksicht auf die spanischen Verhältnisse, jede gewaltsame Bekehrung von Juden (i4i8), um sodann auf die Vorstellungen einer jüdischen Abordnung hin speziell für Spanien eine Bulle zu erlassen, durch die alle auf die Absonderung der Juden von den Christen ab- zielenden Verfügungen Benedikts XIII. außer Kraft gesetzt wurden. Die Bulle vom Jahre i[\2i gestattete den Christen ausdrücklich, die Dienste jüdischer Finanzmänner und Handelsagenten in Anspruch zu nehmen, sich von jüdischen Ärzten behandeln zu lassen, wie über haupt jedweden geschäftlichen Verkehr mit den Juden zu pflegen. Einen viel nachhaltigeren Eindruck als die päpstlichen Bullen übten jedoch auf die spanischen Herrscher die schweren wirtschaftlichen Folgen aus, die der langjährige kirchliche Terror und die Massen auswanderungen der Juden nach sich gezogen hatten. So entschloß sich denn die aragonische Reichsverweserin, die Königin Maria, Maß nahmen zur Eindämmung der Emigration zu ergreifen und den im Lande verbleibenden Juden allerlei Vergünstigungen in Aussicht zu stellen. Besonders kraß trat dieser Umschwung in Kastilien zutage, das noch vor kurzem der Herd der klerikalen Seuche für das ganze spa