Zerstörung des französischen Zentrums 388 sam als Symbol des Niedergangs des ehemals so bedeutungsvollen na tionalen Zentrums, über die Schwelle der „neuen Zeit“ treten. Das durch die Schicksalsschläge des XIV. und XV. Jahrhunderts der Zer störung anheimgefallene jüdische Frankreich sollte erst am Vorabend der neuesten Geschichte, während der großen französischen Revolu tion, als Brenn- und Mittelpunkt der ersten bürgerlichen Emanzipation zu neuem Leben erstehen, doch sollte die französische Judenheit auch nach dieser einschneidenden Wendung nie mehr zur Trägerin der national-kulturellen Hegemonie werden. § 42. Der Untergang der jüdischen Kultur in Frankreich Das alte jüdische Zentrum in Frankreich siechte langsam dahin. Die jüdische Kultur lag hier im XIV. Jahrhundert schwer dar nieder. Zwar kam es in dieser Periode hin und wieder zu einem Auf schwung im inneren Gemeindeleben und zu einer neuen Anspannung der geistigen Schaffensenergie, doch verkündete dieses jähe Aufflak kern nur das baldige unabwendbare Erlöschen der einst so helles Licht ausstrahlenden Leuchte. Eine solche vorübergehende Neubelebung des dem Untergang ge weihten Organismus machte sich auf dem Gebiete der Gemeindeauto nomie namentlich nach der Restauration vom Jahre i36o bemerkbar, als die französischen Könige die Juden um jeden Preis in ihr Land zu locken bestrebt waren und die Erweiterung der jüdischen Selbst verwaltung ihnen als ein besonders geeignetes Lockmittel erschien. Den Gemeinden wurde uneingeschränkte innere Freiheit zugesichert und den Rabbinern weitestgehende richterliche Gewalt eingeräumt. Mit dem Beistand der schon erwähnten Generalsteuereinnehmer Ma- necier de Vesoul und Denis Quinon gelang es denn auch Mattathias Provenci (um i36o—i38o) als dem offiziell anerkannten Rabbiner Frankreichs, die Gemeinden des Nordens und des Südens zu einem festgefügten nationalen Verband zusammenzuschließen. Wohl auf die Dauerhaftigkeit der neuen Restauration bauend, ging der in Paris an sässig gewordene Rabbiner Mattathias auch an die Errichtung einer Heimstätte für die Talmudwissenschaft in Frankreich. So erstand in Paris ein Lehrhaus zur Ausbildung von Rabbinern, die Mattathias dann den einzelnen Gemeinden als Lehrer und Richter zuwies. Nach seinem Ableben wurde die Würde des Oberrabbiners seinem Sohne