§ 40. Die endgültige Vertreibung aus Frankreich 281 diesem Befehl, wie der französische Chronist berichtet, nur die we nigsten Folge. Zwei Jahre später verursachte der übermäßige Steuer druck eine neue Rebellion, die der „Maillotins“, und auch diesmal ließ die aufrührerische Menge in Paris und in anderen Städten ihre Wut nicht nur an den Beamten und Steuereinnehmern, sondern auch an den Juden aus. Viele Juden verließen hierauf Paris, andere wil ligten, um ihr Leben zu retten, in die Taufe ein. Seitdem war die Agitation gegen die Juden in stetem Wachsen be griffen. Die gesamte Judenheit wurde für die Sünden einzelner aus ihrer Mitte hervor gegangener Wucherer verantwortlich gemacht. Das Volk wollte zwischen diesen und den beamteten königlichen Steuerein nehmern keinen Unterschied machen, da auch die jüdischen Ausbeu ter letzten Endes zugunsten des Staatsschatzes „wirkten“. Kam es auf Betreiben jüdischer Gläubiger zur Verhaftung säumiger christlicher Schuldner, so stieg die Entrüstung der Bevölkerung vollends über alle Maßen. Die Gläubiger selbst mußten aber dem König ihren völligen Ruin klagen. So erklärten die Vertreter der Pariser Gemeinde, daß sie ohne Unterstützung von seiten ihrer Stammesgenossen im Languedoc die geforderten Steuern nicht aufzubringen vermocht hätten (1887). Mittlerweile fuhr die Geistlichkeit fort, das Volk gegen die „Ungläubi gen“ aufzuhetzen, und machte sich hierbei namentlich den folgenden Vorfall zunutze. Während der Judenverfolgungen hatte ein reicher Jude namens Denis Machaut die Taufe angenommen, war aber dann, von Reue erfüllt, aus Paris geflohen, um zu seinem angestammten Glauben zurückkehren zu können. Es verbreitete sich nun das Gerücht, daß die jüdischen Einwohner von Paris Machaut zur Flucht verholfen hätten, worauf sieben der Beihilfe beschuldigte Vertreter der Pariser Gemeinde zum Flammentode verurteilt wurden. Das grausame Todes urteil, das von einem aus Beamten und Priestern zusammengesetzten Tribunal gefällt worden war, wurde vom Parlament dahin abgeändert, daß die Verurteilten an drei aufeinanderfolgenden Sabbattagen auf drei verschiedenen Pariser Plätzen öffentlich ausgepeitscht und bis zur Rückkehr des „Apostaten“ Machaut in Gewahrsam gehalten wer den sollten (April i3g4). Durch diesen Vorfall hatte sich die Lage noch mehr verschärft. Ein halbes Jahr später erließ denn auch Karl VI. ein Dekret über die Vertreibung der letzten Überreste der jüdischen Bevölkerung aus allen königlichen Landen Frankreichs (17. September i3g4). Der