Das spanische Zentrum im XIV. Jahrhundert 268 nigkeit machten die Ergreifung von energischen Vorbeugungsmaß nahmen zur dringenden Notwendigkeit. Der Fanatismus der Fahnen träger der Kirche rief in den Führern der Synagoge gleichsam einen Fanatismus mit umgekehrtem Vorzeichen wach. Nach der Katastrophe des Jahres i3gi kehrte Ribosch Spanien für immer den Rücken und ließ sich in Algier nieder, wo sich inzwischen die alteingesessene jü dische Revölkerung durch die bedeutende Zuwanderung von spani schen Flüchtlingen vermehrt hatte. Raid darauf wurde er vom Sultan von Algerien zum Oberrabbiner aller jüdischen Gemeinden im Lande ernannt. Der geistigen Reaktion sollte auch ein eigener Sachwalter auf philosophischem Gebiete erstehen. Chasdai Crescas (um i34o bis i4io), der in Rarcelona und später in Saragossa seinen Wohnsitz hatte, war weniger ein berufsmäßiger, der religiösen Praxis leben der Rabbiner als der ideologische Verfechter des Rabbinismus. Sein religionsphilosophisches System baute er auf Voraussetzungen auf, die denen des Maimonides, der, wie Crescas sagte, „sich durch das Studium der (griechischen) Philosophen auch zu ihren Gedanken gängen verleiten ließ“, direkt entgegengesetzt waren. Statt Vernunft und Offenbarung zu versöhnen, ging Crescas vielmehr darauf aus, ihre Gegensätzlichkeit und Unvereinbarkeit zu erhärten, woraus er den weiteren Schluß zog, daß sich der begrenzte menschliche Ver stand vor der Offenbarung der Thora als einer Äußerung des gött lichen Vernunftwillens einfach zu beugen habe. In seiner theologi schen Abhandlung „Das göttliche Licht“ („Or Adonai“) sucht Chas dai Crescas das ganze großartige Lehrgebäude des Maimonides Schritt für Schritt abzutragen, da in ihm, wie er meinte, zwei einander aus schließende Raustile, der griechische und der jüdische, nur künst lich miteinander verbunden seien. Er tritt der von den Scholastikern verfochtenen Unfehlbarkeit des Aristoteles als des Vaters aller Meta physik mit Entschiedenheit entgegen und führt den Nachweis, daß dessen Lehren von Gott, von der Entstehung der Welt, von der Vor sehung und der Unsterblichkeit in krassem Widerspruch zu den Leh ren des Judaismus stünden. Den Verfechtern des Dualismus von der Art eines Albalag, die für die Theorie der zwiefachen Wahrheit (oben, § 16) eintraten, wirft Crescas Doppelzüngigkeit und Heuchelei vor. Wer den Judaismus als göttliche Offenbarung wirklich anerkenne, könne und müsse in ihm selbst die vernunftgemäße Regründung sei