Das spanische Zentrum im XIV. Jahrhundert *44 namentlich in Toledo von unerhörten Gewalttaten begleitet: man be raubte die Armen ihrer letzten Habseligkeiten und scheute sich nicht, die mittellosen Gemeindemitglieder ins Gefängnis zu werfen, zu fol tern, ja in die Sklaverei zu verkaufen. Der von der klerikalen Partei und dem Adel schon längst gehegte Plan einer sozialen Degradierung der Juden konnte jetzt mit viel größerem Erfolge als ehedem in die Tat umgesetzt werden. Die in Toro zusammengetretenen Cortes (1371) verlangten die Ergreifung folgender Maßnahmen gegen den „bösen und frechen Stamm“: die Juden sollten keinerlei Ehrenämter an der Seite des Königs oder der Granden bekleiden, zu der Steuer- und Zollpacht nicht zugelassen werden, abgeschieden von den Chri sten leben, das von den Kirchenkonzilen festgesetzte Zeichen auf dem Obergewande tragen, sich nicht in prunkvoller Tracht auf der Straße zeigen, nicht auf Maultieren reiten und keine christlichen Namen führen. Der König kam diesen Forderungen insofern entgegen, als er den Juden in der Tat die Führung christlicher Namen untersagte und das Zeichen auf dem Gewände für sie obligatorisch machte. Die letzte Verordnung traf die an bürgerliche Freiheit gewöhnten kastili- schen Juden besonders schwer und sie werden ihr wohl keine Folge geleistet haben. Überdies fügte Heinrich II. den Juden auch einen beträchtlichen materiellen Schaden zu, indem er die ihnen von Chri sten geschuldeten Summen um ein Drittel reduzierte. Dies war aber auch die äußerste Grenze, bis zu der der König in seinen antijüdischen Repressalien ging. Er war sich der wichtigen Rolle, die die Juden im wirtschaftlichen Leben des Landes spielten, viel zu sehr bewußt, um sie völliger Rechtlosigkeit und dem Ruin preiszugeben. Konnte er doch selbst die Dienste der jüdischen Finanz männer nicht entbehren. Auf die von den Cortes eingelegte Verwah rung gegen die Einsetzung von Juden in Finanzverwaltungsämter erwiderte der König, daß er hierbei nur in den Fußstapfen seines seligen Vaters Alfons XI. sowie dessen Vorgänger wandle. So nahm er denn keinen Anstand, zum Hauptsteuereinnehmer von Kastilien den Juden Joseph Pichon aus Sevilla zu ernennen, während zugleich auch noch ein anderer, aus derselben Stadt stammender Jude, Samuel Ahravanel, bei Hofe großes Ansehen genoß. Die breiten jüdischen Volksmassen vermochten jedoch aus die ser Bevorzugung Einzelner kaum großen Nutzen zu ziehen. Die jüdi schen Würdenträger in Spanien ermangelten schon lange jener Tu-