§ 31. Byzanz und Rußland (die Krim) 221 rung von außerhalb, aus Deutschland und namentlich aus dem slawi schen Böhmen. Bei den maßgebenden österreichischen und deutschen Rabbinern liefen denn auch oft Anfragen aus Polen ein. In den rabbi- nischen Sendschreiben solcher Rechtsgelehrter wie R. Isaak Or-Sarua aus Wien oder R. Meir aus Rothenburg ist häufig von den Juden in den slawischen Ländern die Rede. Es ist indessen bemerkenswert, daß „Russien“ als Handelskolonie in dem rabbinischen Schrifttum jener Zeit viel häufiger als Polen genannt wird. § 31. Byzanz und Rußland (die Krim) In der Geschichte zweier osteuropäischer Staaten, des Byzantini schen Reiches und des in Teilfürstentümer zerfallenden Russenreiches, stellt das XIII. Jahrhundert eine Übergangsperiode dar. Byzanz ver wandelte sich für ein halbes Jahrhundert (1204—1261) in das „La teinische Kaisertum“, das Reich der westlichen Kreuzfahrer, während das zerstückelte Rußland von der Tatareninvasion heimgesucht wurde, um darauf auf lange Zeit hinaus zu einer Kolonie des mongolischen Asien zu werden. In den beiden Reichen, von denen das eine bereits dem Endpunkt seines geschichtlichen Weges nahe war, das andere aber noch nicht einmal die allerersten Etappen dieses Weges zurück gelegt hatte, vollzogen sich tiefgreifende Verschiebungen der politi schen Kräfte, die auch auf das Schicksal des auf seiner tausendjähri gen Wanderung begriffenen jüdischen Volkes nicht ohne Rückwir kungen bleiben konnten. Über die Lage der byzantinischen Juden in dieser Zeitperiode be sitzen wir nur überaus dürftige Nachrichten. Während der Belagerung Konstantinopels (1208—1204) nahmen die Kreuzfahrer in der jüdi schen Vorstadt Aufstellung, was für die* Einwohner manche uner quicklichen Folgen mit sich brachte. Auch in dem dann der Zerstücke lung anheimgefallenen Reiche, in dem sich die Franzosen und die Venezianer als Herren aufspielten, werden die jüdischen Gemeinden wohl kaum vor der Willkür der Okkupationsmacht sicher gewesen sein. Eigentümlicherweise spielten bei dieser Okkupation gegen ihren Willen auch die französischen Juden eine gewisse Rolle. Das Haupt des lateinischen Kaiserreichs Balduin II. benötigte nämlich Geld, um das Ansehen der römischen Kirche auf griechischem Boden aufrecht erhalten zu können; Papst Gregor IX. eilte ihm zu Hilfe: er machte