Die geistigen Strömungen im XIII. Jahrhundert drei unerschütterlichen Dogmen: auf dem der Einheit und Unkörper lichkeit Gottes, der göttlichen Weltschöpfung und der Weltregierung. Der Heide Aristoteles, meinte er, hätte mit seinem menschlichen Ver stände nur die eine dieser Grundwahrheiten erfaßt: das Dasein und die Einheit Gottes, ohne jedoch die zwei anderen ergründen zu kön nen. Angesichts der Beharrlichkeit der Weltordnung hätte er nämlich geglaubt, daß die Welt nicht durch den Willen Gottes erschaffen sei, sondern seit Urewigkeit existiere und daß die göttliche Regierung oder Vorsehung sich nur auf die höchsten Himmelssphären, nicht aber zugleich auch auf das irdische Menschengeschlecht erstrecke. Indessen sei schon der leiseste Zweifel an diesen zwei Dogmen für das gesamte Religionsgebäude fatal: treten doch nach dieser Auffassung an die Stelle des Schöpfers und des Weltlenkers, der die Menschen zu jener sittlichen Vollkommenheit führe, die nur durch die Befolgung der Israel zuteil gewordenen Gebote erreichbar sei, wesenlose, unpersön liche Naturmächte. So könnten sich diese beiden Weltanschauungen nie vertragen und müßten immerdar in Fehde miteinander liegen. Darum gelte es, ohne Aufschub außerordentliche Maßnahmen zu er greifen, damit die philosophische Ansteckungsgefahr sich nicht noch weiter ausbreite und namentlich nicht auf die Jugend, die unreifen Geister, übergreife, in deren Köpfen die neuen Ideen die schwersten Verheerungen anrichten könnten. In seiner schweren Sorge um die Zukunft des Judaismus suchte sich Abba-Mari in den bevorstehenden Kämpfen des Beistandes des Rabbiners von Barcelona Raschba zu versichern, der um jene Zeit als höchste geistliche Autorität galt. Im Jahre i3o3 sandte Abba-Mari nach Barcelona ein Schreiben, in dem er unter Hinweis auf die dem Judaismus durch das Studium der Logik, der Naturwissenschaften sowie der Philosophie des Aristoteles und des Averroes erwachsenden Gefahren von dem „Führer der Generation“ ein entscheidendes Wort der Verdammung gegen die „Verderber der heiligen Überlieferun gen“ verlangte. Nun war Raschba eigentlich mit dem provenzalischen Eiferer ganz einer Meinung. In seinem Antwortschreiben gibt er denn auch seinerseits der Empörung darüber Ausdruck, daß „Fremde in die Tore Israels eingedrungen“ seien, daß „Araber und Grieche“ die keusche Tochter Judas zur Sünde verführten, daß man Aristoteles Mo ses vorziehe und daß jung wie alt sich kopfüber in den Abgrund der Metaphysik stürzten; desungeachtet sucht er mit der seiner Würde ge- i3o