§ 9. Kastilien in der Epoche der Reconquista 79 deckungen der neueren Zeit den Fachleuten als ein unentbehrliches Hilfsmittel dienten. Der bereits erwähnte Arzt Jehuda Kohen und an dere jüdische Gelehrte übersetzten auf Wunsch des Königs astrono mische und astrologische Werke aus dem Arabischen ins Spanische. Der wachsende Einfluß der Juden am spanischen Hofe rief indessen bald den Unwillen der klerikalen Partei hervor, die ihre Klagen wie derholt in Rom laut werden ließ. Der Papst Nikolaus III. wandte sich darauf an Alfons mit einem Hirtenbrief, in dem er dem König die flagrante Verletzung der Konzilbeschlüsse vorwarf und Kastilien we gen der „den Juden über die Christen eingeräumten Gewalt“ schweres Unheil prophezeite, doch verhallten alle diese Ermahnungen ohne Ant wort. Die von dem katholischen Rom für die Juden erfundene Verfas sung der Rechtlosigkeit wurde eben im Mittelalter oft ebensowenig be achtet wie in neuester Zeit die verfassungsmäßige Gleichberechtigung. Die glänzende Laufbahn des jüdischen Almojarifs Zag de Malea sollte übrigens ein trauriges Ende finden. Der Sohn Alfons’ des Wei sen, der Infant Sancho, der mit seinem Vater in Fehde lag, verstand es nämlich, dem jüdischen Schatzmeister eine bedeutende, aus Steuer eingängen stammende Geldsumme abzulisten, die für den Unterhalt der in Algeciras gegen die Mauren kämpfenden Flotte bestimmt war. Der darob erzürnte König ließ Zag mitsamt seinen Geschäftsgenossen in den Kerker werfen. Als dann der Infant von seinem Feldzug nach Sevilla zurückkehrte, wurde der unglückliche Don Zag an dem Palais des Infanten vorbei durch die Straßen der Stadt geschleift und vor dessen Augen hingerichtet (1280). Nicht genug damit, befahl Alfons auch noch viele Vertreter der jüdischen Gemeinden an einem Sabbat, da sie gerade in den Synagogen beteten, zu verhaften, worauf er ihnen eine sehr schwere Geldbuße auf erlegte. Raid darauf gelang es jedoch dem Infanten Sancho, sich an die Spitze der dem König feindlichen Partei zu stellen, seinen Vater zu entthronen und die Zügel der Re gierung an sich zu reißen. Einige Jahre nach seiner Thronbesteigung ließ Sancho IV. die Ab geordneten der jüdischen Gemeinden von Kastilien, Leon, Murcia und Andalusien in Huete zusammentreten und trug ihnen auf, die den Ju den auferlegten Steuerlasten unter die einzelnen Gemeinden zu ver teilen (1290). Neben der üblichen Kopfsteuer legte man jedem über zwanzig Jahre alten Gemeindemitglied auch noch eine besondere „Dienststeuer“ (servicio) in der Höhe von 3 Maravedi oder 3o Denari