Das französische Zentrum und die englische Kolonie hohe Gönnerschaft stützen konnten, im Wettstreit mit diesen den kür zeren ziehen. Der königliche Fiskus aber bestand nach wie vor auf seinen Forderungen: der König verlangte seinen Anteil an jenem Ge winn, den er selbst als gesetzwidrig erklärt hatte. Treffend bemerkt ein englischer Schriftsteller, daß die Juden Englands um jene Zeit unter dem gleichen Joche stöhnten, wie einst ihre Vorfahren in Ägypten, nur mit dem Unterschiede, daß man von ihnen jetzt statt Ziegel Gold barren forderte. Man könnte noch hinzufügen, daß die englischen Ju den gleich den ägyptischen allen Grund hatten, sich auch darüber zu beklagen, daß „man ihnen kein Stroh gebe und doch verlange, daß sie Ziegel machen“. Viele trieb die Not so sehr in die Enge, daß sie sich mit dem wenig ehrenvollen Geschäft der „Münzenbeschneidung“ befaßten, das damals übrigens auch unter den in England lebenden italienischen Geldwechslern und den flämischen Wollexporteuren weit verbreitet war. Im Jahre 1278 wurde eine große Zahl von Juden der Münzenver fälschung bezichtigt, wobei allein in London 293 Personen ihr Ende auf dem Schafott fanden. Obwohl auch viele Christen an dem Münz verbrechen mitbeteiligt waren, traf dennoch die Schwere des Gesetzes in erster Linie die Juden. Während sich der König so das Verfügungsrecht über die mate riellen Verhältnisse der Juden vorbehielt, überließ er ihre Seelen ganz der Fürsorge des Klerus, dessen Missionseifer er in jeder Weise unterstützte. Die „predigenden Brüder“ entfalteten nämlich um jene Zeit unter den verfolgten und ruinierten Juden eine tatkräftige Pro paganda, die anscheinend nicht ohne einigen Erfolg blieb. Das „Asyl für Neubekehrte“ war voll von Unglücklichen, die nicht so sehr um ihr Seelenheil besorgt waren, als vielmehr nach einer Zufluchtsstätte ausspähten, die sie vor Verfolgungen, Not und Hunger schützen sollte. Die von der magischen Wirkung ihrer Predigten überzeugten Missio nare warben aber ihre jüdischen Zuhörer nicht selten auf eine für Glaubensapostel wenig würdige Weise. Auf ihr Drängen ließ Eduard I. den Sheriffs und anderen Beamten einen Befehl zukommen, wonach die Juden zum Anhören der die Verirrungen des Judaismus enthüllen den Predigten der Dominikaner zwangsweise angehalten werden soll ten (1279). Ein berühmter Scholastiker, der Franziskaner Duns Scotus, fand für dieses System der gewaltsamen Erleuchtung der Un gläubigen nur Worte der Billigung. Er schlug sogar vor, den Juden ihre minderjährigen Kinder wegzunehmen, um sie im christlichen 70