§ 7. Die Not der englischen Juden unter Heinrich 111. 63 persönlich verantwortlich mache. So wurden die Abgeordneten samt und sonders zu königlichen Steuereinnehmern degradiert. Trotz aller Bemühungen vermochten jedoch viele Gemeinden ihren Anteil zum festgesetzten Termin nicht aufzubringen; die Folge war, daß die be treffenden Abgeordneten mit Weib und Kind so lange gefangen ge halten wurden, bis sie die geforderte Summe aus eigenen Mitteln er legten. Auf diese Weise kam auch der für den pünktlichen Eingang der Steuern verantwortliche jüdische Ober-„Presbyter“ zu Schaden: der König nahm Aaron von York, der das Unglück hatte, damals die ses Amt zu bekleiden, die hohe Summe von 32 ooo Mark ab. Auch noch unter einem anderen Übel hatten die englischen Juden um diese Zeit schwer zu leiden: immer häufiger wurden gegen sie Beschuldigungen religiösen und „rituellen“ Charakters erhoben. So schuldigte man im Jahre i2 3o die Juden von Norwich an, einen fünf jährigen Knaben, den Sohn des christlichen Arztes Benedikt, entführt und der Beschneidung unterzogen zu haben. Die Täter brachten zu ihrer Rechtfertigung vor, daß sie den Knaben als dem Alten Bunde angehörig betrachtet hätten (wohl aus dem Grunde, weil er ein Nach komme gewaltsam Getaufter war). Daraufhin wurden dreizehn jüdi sche Notabein von Norwich in Anklagezustand versetzt. Der Ange legenheit wurde eine solche Wichtigkeit beigemessen, daß man die Angeklagten nach London über führte, wo sich ein Kollegium unter Beteiligung des Königs, des Erzbischofs von Canterbury sowie anderer weltlicher und geistlicher Würdenträger mit der Sache befaßte. Zehn lange Jahre schmachteten die Angeklagten im Kerker, bis man schließlich einige von ihnen zum Tode durch den Strang verurteilte; vom Kerker bis zum Richtplatz wurden die Unglücklichen, an Pferde schweife gebunden, durch den Straßenkot geschleift. Der langwierige Prozeß ging überdies nicht ohne Erpressungen an den Angehörigen der Angeklagten ab. Im Jahre 12 44 machte man den Versuch, auch in London selbst einen Ritualmordprozeß zu inszenieren. Auf irgend eine Denunziation hin wurde die Leiche eines christlichen Kindes ausgegraben, auf der man seltsame Zeichen vorfand. In der Meinung, es seien jüdische Schriftzeichen, rief man getaufte Juden als Sach verständige herbei, doch konnten sie die Schriftzüge nicht entziffern. Auf Grund überaus zweifelhafter Aussagen wurde nun als wahr unter stellt, daß das Kind den Juden verkauft worden sei, worauf es zum Märtyrer erklärt und seine Leiche als „heilige Reliquie“ in der