Das Regiment zog über Ghertele, Trient, Bozen, Franzensfeste, Villach nach Fürnitz. Während des Aufenthaltes bei Fürnitz in Kärnten gab es Gelegen¬ heit zur Ablegung der Beichte. Innerhalb weniger Tage empfingen 1161 Sol¬ daten die heiligen Sakramente. 5 Priester aus der Umgebung von Fürnitz unterstützten mich hiebei. So ging das Regiment, seelisch neu gestärkt, zur großen Offensive in das Flitscher Becken. Unmittelbar vor Beginn des großen Siegeszuges sprach ich nochmals zu den Kameraden im Gottesdienst. Dann wurde vorwärtsgestürmt von Flitsch bis zum Mte. Pertica. Als das Regiment nach den heftigsten Kämpfen und größten Verlusten aus der Pertica-Stellung herausgezogen wurde, war es wieder möglich, gemeinsame Gottesdienste zu halten, so am 29. November und am 2. Dezember 1917 in Rasai und Porcen und während der Retablierung in Sedico, wo wir bis zum Weihnachtsfeste verblieben. In der Folge fand in Rasai, Seren, II Christo, Mattias, Val Grande, im sogenannten Felsen- und Höhlenlager und unmittelbar hinter der Front Gottesdienst statt. In der Fasten¬ zeit konnten die Leute die Osterbeichte ablegen. In schönster Erinnerung ist der Gottesdienst am strahlenden Ostermorgen des Jahres 1918 in Val Grande, bei welchem Hunderte von Kameraden die Kommunion empfingen. Auch am Ostermontag und Weißen Sonntag bot sich hiezu Gelegenheit. Die schöne Zeit der Retablierung in Bozen wurde ebenfalls für die religiöse Belebung und Vertiefung ausgenützt. Besonders feierlich wurde der Gottesdienst an den Pfingstfesttagen in Deutschenosen unter Mitbeteiligung der Zivilbevöl¬ kerung begangen, die den Feldaltar herrlich geschmückt hatte. Ebenso gab es hier eine stimmungsvolle Maiandacht mit gemeinsamem Rosenkranzgebet. Vor dem Abschluß der Erholungszeit in Bozen haben sich 1340 Soldaten durch Empfang des Sakramentes der Buße und des Altares für den neu bevorstehen¬ den Kamps gestärkt. Nachdem wir noch das Fest der hl. Dreifaltigkeit im stillen Frieden gefeiert hatten, erlebten wir die nächsten Sonntage aus dem Vormärsche in die Front und fanden uns in Almazzago, Carciato und Meana, in der zwei¬ ten Hälfte Juni 1918 in Mezzana, Termenago und einmal auch in der Dom¬ kirche in Trient zu einem festlichen Gottesdienst ein. Die Tonalesront war als Hochgebirgsfront örtlich überaus ausgedehnt, so daß an gemeinsame religiöse Andachten für das ganze Regiment nicht zu denken war. Sie wurden daher abwechslungsweise bei den Reservekompagnien, beim Standpunkt der Baonskommandos, im Prater-, Brücker- und Tatralager sowie bei den einzelnen Kompagnien abgehalten. Auch an den Festen der Toten hielten wir Seelenandachten ab, zuletzt im Friedhof von Malga Strino. Mit zwei Gottesdiensten am 3. November 1918 in der Tonalestellung, unmittelbar vor der Gefangennahme, beschloß ich meine Tätigkeit als Regimentsfeldkurat. * 205