11 Uhr befahl die Dion, die Art.-Bedienung habe sofort aus der Stellung zu gehen, die Infanterie an zweiter Linie (Gr. Redival—Mezzolorücken—Werks¬ linie) so zu folgen, daß das Gros an der Straße zu stehen komme, um sofort weitermarschieren zu können. Da der Befehl noch den Nachsatz enthielt, „Es ist dem Feind kein bewaff¬ neter Widerstand zu leisten! Was nicht mehr zurückkommt, hat sich gefangen zu geben!", wurde er nicht wörtlich befolgt. Trotzdem alle Sprengungen verboten waren, begann es nun in den Stellun¬ gen allenthalben zu krachen. Was nicht mitgenommen werden konnte, wurde vernichtet, ja sogar Kavernen wurden gesprengt. Nichts sollte dem Feind in die Hand fallen, was ihm nützlich fein könnte. Nach dem Abschiednehmen von den vertrauten Stellungen und einem Gedenken an die gefallenen Kameraden gab der Hornist das Signal „Abgeblasen". Langgezogen hallten die Töne von den Bergwänden nieder. Dann formierten sich die Baone in Marschkolonnen und marschierten ab. Noch um 17 Uhr wären Dreierschützen in der Stellung, weshalb das II. Baon die Tonalestraße westl. der Straßensperre Strino erst um 22 Uhr erreichte. Das I. Baon hatte den 3er-, das II. Baon den 2er-Weg und das III. Baon den Weg über den Großen Redival—Cima di Boai nach Fucine zu gehen. Nach Unbrauchbarmachung der Einrichtungen des Tonale-Werkes schloß sich Hptm. Kastei dem Stabe des Sch.R. 3 an, der am 2er-Weg Fucine zu¬ strebte. Unterwegs meldete ein Einj.-Freiw., daß die Italiener mit Musik beim Strinowerk anmarschiert seien und unsere Truppen gefangen nahmen. In Fucine, wo fremdsprachige Truppenkörper, zumeist Etappenformationen, mit der Zivilbevölkerung plünderten, kam die Weisung, das Sch.R. 3 habe nach Errei¬ chung von Male mit der mittlerweile nach Cles zurückgehenden Dion. Verbin¬ dung zu suchen. Von Fucine an war die Straße von rückmarschierenden Trup¬ pen, Trains, Pferden, Autos usw. oft vollkommen verstopft. Inf.- und Art.- Abteilungen zogen sogar Geschütze mit, ein Zeichen, wie treu der größte Teil der Truppen zu seinen Führern und Waffen stand. Um 22 Uhr erreichte der Rgts.-Stab Male. Hier verbreitete sich das Gerücht, daß der Feind bereits in Mezzana sei. Aus Befehl der Division marschierten wir dem Mendel-Paß zu. Vorerst vernichteten wir aber alle Aufzeichnungen, die dem Feinde hätten von Wert sein können. In den Morgenstunden trafen wir in Ciz ein und erfuhren, daß eine fdl. Offizierspatrouille unserem Train vorgeritten sei. Als wir nach Reveau kamen, bot sich uns ein eigenartiger Anblick dar. überall strömte die Bevölkerung in Sonntagsgewändern auf die Straßen, die Kirchenglocken läuteten und allent¬ halben wurde die Trikolore ausgesteckt. Ohne Aufenthalt ging es weiter. Knapp hinter Reveau ritt uns eine fdl. Offizierspatrouille vor. Es war uns noch immer nicht klar, was das stürmische Nachdrängen des Feindes zu bedeuten habe. Bald holte uns eine fdl. Reiterabteilung in der Stärke einer halben Schwadron