XI. Der Zusammenbruch. Am 2. November um 20 Uhr teilte der Dion-Gstbschef Mjr. W a tz k a dem Hptm. Kastei mit: „Triest, Fiume, Zara und Sebenico sind von der Entente besetzt. Ententeoffiziere find in Laibach eingetroffen. Iugoslavien hat der Ent¬ ente die ganze k. u. k. Flotte übergeben. Dieser Nationalstaat hat die Entente in den Rücken der kämpfenden Armee gerufen!" Die nächste Mitteilung besagte: „In Ungarn hat sich eine neue Regierung gebildet. Durch die Straßen von Budapest tobt die Revolution. Der neue unga¬ rische Revolutions-Ministerpräsident Michael Kärolyi hat die Ungar. Truppen von der Front rückberufen. Die Armee hält sich bis auf 2 Ungar. Dionen, die zwischen Brenta und Piave standen und einfach aus der Front abmarschierten." Wir hofften, das A.O.K. verfüge noch über Reserven, die den Abgang der Ungar. Truppen zu ersetzen vermögen. Es folgte eine Nacht höchster Aufregung, trotzdem sich die Gefechtstätigkeit in normalen Grenzen bewegte. Am 3. November um 5 Uhr 25 gab Dions-Gstbschef Mjr. W a tz k a ein Phonogramm des A.O.K. über den Abschluß des Waffenstillstandes und die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten bekannt. Um 6 Uhr eröffnete jedoch der Feind ein heftiges Feuer gegen die Paß- stellungen und den Monticello. Gleichzeitig ging feine Infanterie zum Angriff über, nahm die Komp, des Hptm. Brifchnik und das III. Baon des Sch.R. 23 gefangen. Auch der Abschnitt unseres Rgts., insbesondere der Albiolo und Laghetti, stand unter heftigem Feuer. Da der Feind die Beschießung nicht einstellte, meldete Hptm. K a st e l um 6 Uhr 45 die Lage der Dion, woraus die gesamte Abschnitts-Art. das Sperrfeuer eröffnete. Es war der Ehren- zugleich Trauersalut für den Untergang der alten, sieg- und glorreichen österreichisch¬ ungarischen Armee. Um 8 Uhr griff beiderseits der Tonalestraße ein fdl. Jnf.-Rgt. an. Mjr. K a r l i k des Sch.R. 23 verhandelte mit dem ital. Rgts.-Kmdtn., der erklärte, daß ihm von einem Waffenstillstand nichts bekannt fei, er bis zum Eintreffen weiterer Befehle vor unseren Linien stehen bleibe, jedoch Mjr. Karlik und dessen Baon als Gefangene betrachte. Es bildeten sich nun Gruppen von ital. und österr. Soldaten, die den Fall lebhaft besprachen. Die teleph. Anfrage bei der Dion führte zu keinem Ergebnis, die Lage wurde immer verworrener. Um 10 Uhr ordnete die Dion. u. a. an, daß nach Erteilung des Befehles zur Räu¬ mung der Stellung die Art. die Geschütze unbeschädigt stehen und die Munition liegen zu lassen, die Ins. munitionslos, die Gewehre und soviel MG. mitzu¬ nehmen habe, als getragen werden könnten. Dafür feien an Berpflegsmitteln soviel als nur möglich, desgleichen alle Decken und Montursorten mitzunehmen. Während das fdl. Rgt. noch immer vor der Meroschlucht stand, hatte mittler¬ weile die Art. die Beschießung im mäßigen Umfang wieder aufgenommen. Um 194