Aus je 80 Schritte folgen zwei Mann Verbindung so lange, bis die ersten Leute die dem Waldrand vorgelagerte kleine Höhe erreicht haben. Nun bleibt alles unbeweglich stehen, nach allen Seiten spähend und lauschend. Stille ringsum, nur in der Ferne grollt der Donner der Geschütze. Die vordersten Späher geben das Zeichen: „Frei". Einzeln abgefallen, mit 20 Schritten Distanz, überquert nun der Rest der Abteilung die Lichtung des eingesehenen Vorfeldes. In 20 M- nuten sind sie an die Späher heran. Nun heißt es in den unsichtigen Wald ein¬ dringen. Voran die Zugs- und Schwarmkmdten, gehen die Abteilungen, eine Kette neuer Späher vorsendend, strahlenförmig auseinander. Auf der Lichtung liegt noch Dämmerlicht, während es im Wald bereits finstert. Zwischen einzelnen Baumgruppen liegen größere Schneemassen, über die man im Dunkel stolpert. Auf den schneefreien Stellen liegen Zweige und Äste, die unter den Genagelten verräterisch knacken. Jeder müht sich, durch Vorwärtstasten mit den Füßen Geräusche zu vermeiden. Trotz der kalten Nacht wird es allen gehörig warm. Nach je 50 Schritten wird gehalten, gespäht und gelauscht. Nichts rührt sich, nur aus der Hptstellung auf Cima di Vezzena klingt hie und da ein Husten herüber. Man merkt nun erst, wie weit ein Husten in der Stille der Nacht hörbar ist und zum Verräter wird. Aber wie man daran denkt, so kitzelt es einen auch schon im Halse und man hat das Gefühl, sich räuspern zu müssen und gelte es das Leben. Man preßt die Hand vor den Mund, saugt gierig Luft durch die Nase, um des Hustenreizes Herr zu werden, und hat augenblicklich nur den einen Wunsch aus Erden, kräftig husten zu dürfen. Endlich ist der Aufstellungs¬ platz der Feldwachen erreicht. Vedetten, das sind Horchposten, werden vorgeschoben, woraus von der Feld¬ wache aus die Verbindung nach allen Seiten aufgenommen wird. Es ist 21 Uhr. Bis 3 Uhr 30 haben die Feldwachen zu bleiben und dann einzurücken. Der Rest der Feldwachmannschaft schaufelt den Schnee zu einer Brustwehr aus und ver¬ sucht möglichst geräuschlos mit Beilpicke und Spaten den Boden aufzugraben. Trotz der unbedingt zu beobachtenden Stille und des gefrorenen Bodens bringt hier, im Bestreben sich zu sichern, die Geduld ganz brauchbare Deckungen zu¬ stande. So vertieft sind alle in die Arbeit, daß sie darüber beinahe den Krieg vergessen. Ein Schuß aus der Richtung der rechten Feldwache macht sie wieder zu Soldaten, spannt alle Nerven. Wer hat geschossen und warum? War es ein welscher oder ein eigener Schuß? War es eine Warnung oder wurde der Posten angegriffen? Fragen, die in der Finsternis augenblicklich nicht zu beantworten sind. Picken und Schaufeln fliegen beiseite. In den eben angelegten Mulden, tief im Schnee vergraben, liegen die Feldwachen, gespannt in die Nacht hinaus¬ lauschend. Zwei Mann werden abgefertigt, um in einem Bogen nach rückwärts die Verbindung zur nächsten Feldwache aufzunehmen und dort zu erkunden. Huscht dort nicht etwas? Knackt es nicht dort bei den nächsten Bäumen? Die erregte Phantasie gaukelt mit jedem Busch, mit jedem vom Baum fallenden 14